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Festivals-betr.: "Dialektisches Podium für Kritik", taz vom 27.9.89

betr.: „Dialektisches Podium für Kritik“, taz vom 27.9.89

Nach der Lektüre des Artikels über die Diskussion des Fernseh-Festivals in Frankfurt scheint es so gewesen zu sein, daß über ein entscheidendes Ziel des Testes nicht diskutiert wurde. Bei Veranstaltungen dieser Art geht es den Finanziers im Magistrat um Standortförderung, und Kulturveranstaltungen sind da entscheidende Werbemittel. Unabhängig davon, was Herr Wetzel für Absichten hat, geht es darum, Frankfurt als Standort für die aufstrebenden Yuppies des Banken- und Verwaltungsviertels und für die Ansiedlung entsprechender Unternehmen attraktiv zu machen. Kultur und Sport sind dabei wichtige Aspekte der Imageförderung. Deshalb veranstaltet die Stadt Frankfurt mit dem Kommerzfunker SAT 1 ein großes Tennisspektakel, daß die Stadt mit einer Ausfallbürgschaft unterstützt. Absurd bei diesen Aktionen ist, daß mittlerweile jede mittlere Großstadt auf dieses Kulturmarketing zur Standortpflege setzt, bedenkenlos Millionen ausgibt und die Defizite mittels Kürzungen bei Büchereien, Schwimmbädern usw. bei den kleinen Leuten eintreibt.

Da Frankfurt im Kampf um die Medien- und Technologiestandorte mitmischen will, verfällt man auf diese Filmfestidee. Ich kann jedenfalls das Wort Filmfest oder Kulturfestival bald nicht mehr hören. In Köln verfällt man jetzt, angesichts des Scheiterns der Pläne für einen Mediapark, auch auf die Idee eines Festvals. Dabei heraus kommt nur, daß ein paar Veranstalter Steuergelder einsacken, ein paar Tage sich über die Stadt Glamour ausbreitet und Basiskultur auf der Strecke bleibt. Die Fernsehprogramme und Filme jedenfalls werden durch solche Festivitäten nicht unbedingt besser. Gezeigt wird, was ankommt - Brot und Spiele. Die römischen Senatoren wußten schon damals, wie man die einfachen Leute narkotisiert, damit sie nicht gegen die Ungerechtigkeiten protestieren.

Philippe Ressing, Bonn 1

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