piwik no script img

Mordskarriere - leicht gemacht

■ Ex-Geheimagent schreibt Ratgeber als Eintrittskarte für CIA: Common sense und alte Feindbilder

Ratgeber sind „in“ in den USA. Für alle Lebens- und sonstige Lagen. Vor kurzem erschien ein Buch über den Einstieg in eine ganz besondere Karriere. Es handelt sich nicht um die letzte Aktualisierung des abgestandenen Themas „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Nichts da, Höheres ist anvisiert: die Weihen eines CIA-Agenten.

Lügen, fälschen, morden? Nein. Es geht um die Freiheit. Hier können auch Frauen mitmachen, und vor allem ist alles legal. Denn das „nationale Interesse“ ist staatsgeschützt und in der Regel unbegrenzt (der abgehalfterte Skandal -Oberst Oliver North ist da wirklich nur die Ausnahme, welche die Regel bestätigt).

CIA? Ja. Die CIA-Aufnahmeprüfung lautet der übersetzte Titel dieses Schlappens, der das Agentwerden zum Kinderspiel macht. Erstaunlich groß ist der potentielle Kundenkreis: Jährlich fordern etwa 200.000 US-Bürger Unterlagen an, um sich für die illustre Gesellschaft zu bewerben. Der Geheimdienst hat 20.000 Mitarbeiter, Leute, die wirklich alles gerne mitmachen. Die Blutspur, die sie hinterlassen, ist lang: Beseitigung unliebsamer Politiker wie Patrice Lumumba (1960), Putsche wie in Griechenland (1967) und Chile (1973), der Kreuzzug gegen Nicaragua. Von der Desinformationskampagne bis zum Drogendeal gibt es kaum etwas, wo die Agency-Leute nicht mitmischen.

Autor John Quirk, selbst einmal als Geheimdienstler tätig und mit gutem Zugang zu einschlägigen Quellen, möchte den Bewerbern helfen, ihre Aufnahmeprüfung besser zu bestehen. Hunderte von Fragen hat er zusammengestellt, die so oder ähnlich alle CIA-Aspiranten auf einem Fragebogen beantworten müssen, bevor sie in die engere Wahl gezogen werden. Und natürlich liefert er die richtigen Antworten gleich mit. Damit klar ist, was die Intelligenz-Agentur an Wissen, Eigenschaften und Denkhaltungen benötigt.

Kleine Kostprobe: Würden Sie, auf einem Delphin reitend, ein sowjetisches U-Boot verfolgen? Wenn ja, dann besitzen Sie einige jener Fähigkeiten, die beim CIA gefragt sind. Allzu friedfertige Seelen sind selbstverständlich nicht erwünscht, dafür aber „gesunder Menschenverstand“. Wie der genau aussieht, verraten die Fragen im Ratgeber, von dem bereits über 25.000 Exemplare in den USA über den Ladentisch gingen. Genug Käufer mit frischen Gesichtern also, um die Reihen des altehrwürdigen Geheimdienstes komplett neu aufzufüllen.

Jerry Sommer

John Quirk, The CIA-Examination, 14,95 Dollar

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen