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Eine Galerie als Idee

■ Die „Galerie des Westens“, seit diesem Frühjahr in der Reuterstr. 9-17 zuhause.

Was immer die Galerie des Westens (GaDeWe) ist, sie ist mehr. Sie ist nicht nur eine Galerie mit Räumen, in denen Künstler ihre Bilder an die Wände hängen können, nicht nur ein weiterer Raum zu selbem Zweck, ist nicht nur eine Bühne, auf der sich Theater-Gruppen austoben, ist nicht nur, was sie ist. Das ist sie auch, doch in erster Linie ist die GaDeWe eine Chimäre, eine Idee, die sich reale Erscheinungsweisen schafft. Eine Utopie.

Am Anfang war die GaDeWe der Versuch zweier Waller Künstler, sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf ihrer Ateliers zu ziehen. In einem recht kleinen Raum in der Osterfeuerbergstraße bauten sie im Frühjahr 1985 eine Galerie auf, mit der sie zwei Ziele verfolgten. Einmal ging es darum, die kulturelle Brache Walle für die moderne Kunst zu erschließen, also ambitionierte Künstler in die Galerie im Stadtteil zu holen, und zum anderen verfolgte man das Ziel, gerade Anfängern die Schwellenangst vor einer Galerie zu nehmen und sie zu animieren, selbst einmal auszustellen.Ein Klima kreativen Austauschs sei zu schaffen, und um den Output ausstellungstechnisch zu bewältigen, reichten die Räume in der Osterfeuerbergstraße bald nicht mehr aus.

Im Frühjahr 86 organisierten die Galeristen, mittlerweile waren sie drei geworden, zusammen mit anderen aus dem Waller Umfeld die „2. Bremer Wallungen“, ein groß angelegtes Kulturspektakel mit mehr als 70 Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Film Video und Theater. Außerdem erweiterte die GaDeWe ihre

ständige Ausstellungsarbeit auf zwei weitere Räume, eine Anwaltskanzlei (Vegesacker Straße 59) und ein Restaurant. Drei Ausstellungen waren nun monatlich zu organisieren und, was noch schlimmer war, zu finanzieren, denn als selbst produzierende Künstler hatten die Galeristen den Anspruch, den AustellerInnen nicht nur jede erdenkliche Arbeitsbelastung abzunehmen, sondern für sie auch noch das finanzielle Risiko zu tragen. Zuviel für die Selfmade -Galeristen.

Die Basis mußte verbreitert werden, es wurde Ende 87 ein Trägerverein gegründet, aus dessen Kreis weitere Aktive sich der Galeriearbeit annahmen. Die Ga

DeWe trat in ihre zweite Phase, die Phase ihrer Immaterialisierung - Galerie ohne Raum, als bloße Idee. Man kündigte den Raum in der Osterfeuerbergstraße. Die musealen Wände des Foyers des Ernst Waldau Theaters verwandelten sich in den neuen Ausstellungsplatz, an dem der Kunst ein ganz untypisches Publikum beschieden war. Konflikte waren abzusehen und in diesem Frühjahr endete die Zusammenarbeit der so Ungleichen, die von den GaleristInnen nach wie vor als positive Erfahrung gewertet wird.

Phase drei: die Galerie des Westens ist wieder wo, in der traditionsschweren Reuterstraße

9-17, ist wieder ein reales Zentrum für die Waller Szene, die sie mit anschieben geholfen hatte. Ein oberlichtdurchfluteter alter Werkstattraum, in monatelanger mühevoller Eigenarbeit zu einem veritablen Hängeplatz für ernstgemeinte Kunst umfunktioniert. Eine kleine Bühne, in einer Höhe, wie sie Nähe schaffen kann, für die Theaterpräsentationen im Programm. Eine Sektion Literatur im Angebot, mit einem ersten Büchlein im Regal, und den Kopf voll neuer Projekte. So befindet sich die Galerie des Westens nun zum ersten mal am richtigen Platz, dort, wo seit 10 Jahren der kulturelle Hefepilz Walles zu Hause ist.

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