: Wir haben leider geöffnet
■ Langer Donnerstag im Einzelhandel mit Zuckerbrot und Peitsche
Auch sie konnten die Einkaufswütigen nicht fernhalten. Foto: Wolfram Steinber
„Liebe Kunden, wir wären am Donnerstag auch gerne bis 20.30 Uhr für Sie da, aber Betriebsräte und Gewerkschaften verhindern noch in vielen Geschäften den zusätzlichen Service. Wir bitten Sie um Verständnis, daß wir weiterhin um 18.30 schließen müssen.“ Das Bedauern der Karstadt -Geschäftsleitung konnten viele Angestellte des Einzelhandels am letzten Donnerstag nicht teilen. Zum normalen Geschäftsschluß um 18.30 trafen sich vierhundert ArbeitnehmerInnen zu einem Fackelumzug durch die Innenstadt, um gegen den „Dienstleistungsabend“ zu protestieren. Sie ernteten meist neidische Blicke der KollegInnen, die bis 20.30 Uhr hinterm Tresen stehen mußten.
In einigen wenigen Läden lohnte sich die verlängerte Schicht. Doppelten Freizeitausgleich war den Angestellten für die beiden Überstunden angeboten worden. Das Gros der ganztägig Beschäftigten hatte am Morgen zwei Stunden später angefangen.
In fast allen Läden mit kleinem Personalstamm waren die GeschäftsführerInnen deutlich präsent. Die Angestellten gaben in Hörweite ihrer Chefs keine Stellungnahmen ab. Eine etwas abseits stehende Verkäuferin am Außenstand einer Billigboutique wurde dagegen deutlich: „So ein Blödsinn. Wir haben eh schon die schlechtesten Arbeitszeiten. Und jetzt kommen auch bald die langen Dezembersonnabende.“
Riesenandrang herrschte in den großen Häusern. Hier war der Umsatz „sehr super„(Geschäftsleitung Peek&Cloppenburg). Der Betriebsrat hatte der verlängerten Öffnungszeit zugestimmt. „Weil so viele Fachgeschäfte auf haben“, erläuterte eine Betriebsratsangehörige. Die in HBV und DAG organisierte Arbeitnehmervertretung des Textilgeschäfts hält die Gewerkschaftskampagne für sinnlos. „Der lange Donnerstag ist durch.“
Leer blieben in Bremen nur die kleinen Nippesläden. Anders dagegen in Oldenburg. Dort, wo der Bremer Einzelhandel bereits unliebsame Abendkonkurrenz witterte, verlief das Überstundengeschäft generell schleppend.
mad
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