piwik no script img

Kompromiß im Hollerland ratifiziert

■ Unmweltschützer Janssen und Bausenator Kunick unterzeichneten gemeinsames Papier: Ein Drittel Naturschutz

„Es kommen noch einige“, sagt Gerold Janssen, seit 12 Jahren in unermüdlichem Einsatz um die Natur im Hollerland. Er hat in den vergangenen Wochen 30-40 der bremischen Spitzenpolitiker durch die Feuchtwiesen geführt. „Am Sonntag kommt noch Bürgermeister Wedemeier.“ Gestern führte er stolz und an Ort und Stelle den Verhandlungserfolg vor: Ca. 11 Hektar Feuchtwiesen und das „Wäldchen“ sollten unter Naturschutz gestellt werden, der Wasserstand soll nicht abgesenkt werden, ein „Wanderweg“ soll durch das Naturschutzgebiet geführt werden, 50 Meter breit soll an der Grenze zum bisherigen Naturschutz-Gebiet nicht gebaut werden, nur ein Teil des „Bebauungsgebietes Horn-Lehe-West“ darf dicht mit Häusern geplastert werden.

Zur Pressekonferenz vor Ort waren Bausenator Konrad Kunick und sein Senatsdirektor Manfred Osthaus gekommen. Dort stellten Gerold Janssen und der Senator ihren Kompromiß vor, der von den zuständigen Gremien der Volksvertretung noch nachvollzogen werden muß. Ausdrücklich betonte Kunick, daß in der Nacht zum Freitag noch ein langes Telefongespräch mit dem Bürgermeister den letzten Verhandelungen vorausgegangen war. Zwar äußerten Mitglieder der Bürgerinitiative „Rettet das Hollerland“, die Erzeuger- und Verbraucher -Genossenschaft, die „Rindergilde Hollerland“ die grüne Abgeordnete Irmgard Jahnke demonstrativ ihr Mißfallen daran, daß nun doch im Hollerland gebaut wird, sie wollten allerdings ihrem Deichhauptmann und Akti

visten Janssen den Erfolg nicht nehmen.

Welche Konsequenzen der Kompromiß für die Gewoba hat, wenn nun wieder Bauspekulationsflächen unter Naturschutz kommen, mochte Pressesprecher Höft gestern noch nicht kommentieren. Die Gewoba beruft sich auf eine Erklärung des früheren Bausenators Bernd Meyer, wonach das Land Ersatzahlungen vornimmt, wenn durch Einschränkungen bei der Bebauung des Hollerlandes Nachteile für die Gesellschaft entstehen. Auch Bau-Senatsdirektor Osthaus („Das Thema gibt es“) wollte sich im Detail dazu nicht äußern. Sein Kollege vom Umweltressort, Senatsdirektor Jürgen Lüdge, sieht das allerdings anders: Für ihn hat die Wohnungsgesellschaft keinen Rechtsanspruch auf Entschädi

gungen, wenn Bauerwartungs land in Naturschutzgebiet umgewandelt wird. Und angesichts der Auslastung des Gewoba-Wohnungsbestandes gehe es der Gesellschaft gut, es gebe auch keinen Grund für öffentliche Zuschüsse.

Mit dem Inhalt des Hollerland-Kompromisses ist das Umwelt -Ressort sehr zufrieden. Lüdge: „Das bestätigt das, was ich im Juli

als Lösung vorgeschlagen habe“. Lüdge freut sich, daß der Bausenator Kunick und dessen Senatsdirektor das nun als Lösungsweg akzeptiert haben.

Daß der Kompromiß durch Zähigkeit errungen wurde, gesteht auch der Bremen-Neuling Osthaus - er ist erst seit Januar im Amt - zu: „Alle Beteiligten waren müde über die 12 Jahre...“

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen