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Komparse für Jugend-Talkshows

■ Messe für Junge Medienmacher ging zu Ende

Den Austausch untereinander anzuleiern und das Selbstbewußtsein zu stärken, das waren die Hauptziele der „weltweit ersten Messe für jugendeigene Medien. Unter dem Kürzel „MIMIMI“ (Münchner Internationale Messe für Junge MedienmachrInnen) hatte am vergangenen Wochenende die Junge Presse Bayern (JPB) 32 Aussteller auf das Gelände des Münchner Feierwerks geladen. Neben 26 bundesdeutschen Zeitungen, Jugendzentren und Medienorganisationen stellten sich das Jugendradio 101 aus Zagreb, die Welt Studenten Nachrichten des osteuropäischen Internationalen Studentenbundes in Prag, die ungarische Jugendorganisation Demisz und die Jugendpresseverbände von Österreich, der Schweiz und Frankreichs vor. Und damit ja keine trockene Messeatmosphäre aufkam, gab es Kulturveranstaltungen und Workshops zu Theater, Film, Grafitti und Radio bis hin zum Jonglieren an allen Ecken und Enden des Areals. Rund 800 jugendliche Besucher der Messe sorgten auch dafür, daß alle Workshops und Veranstaltungen erfolgreich waren.

Während einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zwischen Kommerz, Kultur und Alibi: Jugendliche in den Medien“ gerieten vor allem die Vertreter der Hypo-Bank, Heinz Besig, und des kommerziellen Schülermagazins Musenalp, Othmar Beerli, unter Beschuß. Während dem Vertreter der Bank, die Schülerzeitungsredakteure in regelmäßigen Abständen zu sog. Jugendforen einlädt, vorgeworfen wurde, reine PR-Shows zur Rekrutierung zukünftiger Konteninhgaber und potenzieller Mitarbeiter abzuhalten, hatte sich Beerli gegen den Vorwurf eines „Ottoversandes für Jugendliche“ zu erwehren.

Gefährlich werteten die Jugendlichen vor allem die Auswirkungen der luxuriösen Kommerzveranstaltungen der Bank, weil solcherart verwöhnte Kids nur noch schwer für das harte Brot der Selbstorganisation in jugendeigenen Zeitungen und Verbänden zu motivieren seien. Hier forderte Bernd Schorb vom Institut für Jugend, Film, Fernsehen, daß Wirtschaftsunternehmen, wenn sie etwas für die Jugend tun wollen, uneigennützig Mittel zur Verfügung stellen sollten, mit denen diese die Ideen, die sie haben, in Eigenregiee umsetzen können. Daraufhin bot Beerli seiMagazin, das lediglich aus eingesandten Beiträgen von Schülern besteht, als Forum an. Das Problem, ob dieses Angebot einer kommerziellen Schülerzeitung von kritischen Schülern aber genutzt werden kann, spaltete die Gemüter. So stand auch bald die Frage im Raum, ob die Schüler ihr eigenes Medium, die Schülerzeitung, denn auch nützen können, solange sie in Bayern als Veranstaltung der Schule nicht dem Pressegesetz, sondern der Zensur des Direktors unterliegt.

Angesichts des Umstandes, daß Jugendliche in den öffentlich -rechtlichen Medien zunehmend als Komparsen für Jugend-Talk -Shows dienen, forderte Wolfgang Ettlich, der selbst einst „Live aus dem Alabama“ moderierte, zu stärkerem Aktionismus seitens der Jugendlichen auf. Gerade selbstorganisierte Verbände wie die JPB soltten sich für die Ablösung von Jugendredakteuren einsetzen, die meist über 40 oder sogar 50 Jahre alt seien. Der Jugendliche, der schon mal einem großen Tier ans Bein pißt, der sich organisiert und aktiv ist, „so einen Jugendlichen will keiner“ fapßte Sonja Moser am Schluß zusammen.

sam

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