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Barbaren in Bremen

■ „Barbaren“, Theater in der Scala Vegesack

Bei den alten Griechen hat alles angefangen. Dort wurden alle Fremden als „Barbaren“ verschrien. So etablierte sich ein Wort in unserer Begriffswiege, mit dem noch heute (laut Lexikon) alles Rohe und Wilde bezeichnet wird. Wenn ein Autor sein Stück Barbaren tauft, ist also mit dem Schlimmsten zu rechnen. Noch dazu, wenn es 1976 in England geschrieben wurde, als Britanniens Jugend mit Sicherheitsnadeln den Müll des abgetakelten Commonwealth zusammenpunkte. Hahnenkamm-Frisuren haben die Helden in Barrie Keeffe's Drama zwar nicht, doch fühlen auch sie sich fremd in einer Welt überkommener Werte, in der Kultur heißt, daß Gott die Queen schützt. Trilogisch wird dargestellt, wie Paul, Louis und Ian immer am Rand bleiben. Ob sie nun Autos klauen, Arbeit suchen, Torten aufreißen oder ins Fußballstadion wollen: nichts klappt. Sie bleiben arme Würstchen, die niemand braucht. Die Explosion bleibt da nicht aus, fa

talerweise findet sie jedoch an falscher Stelle statt. Am Ende drei Opfer: der eine ein haßerfüllter Schläger, der andere ein ängstlicher Mörder, der letzte ein zertrümmerter Körper.

Barbarische Szenen, die Regisseur Rudolf Danker mit seinen jugendlichen Darstellern da auf die Bühne gebracht hat. Thomas Roth, Andre Erkau und Claus Franke haben es fertig gebracht, für anderthalb Stunden durch brüchig -professionelles Spiel zu wirklichen Kotzbrocken zu werden, wenn auch unter widrigen Umständen. Die Inszenierung ist da konsequent wie das Stück. Und das beschönigt nichts. Denn, um mich verbal an den Autor anzugleichen, wer in der Scheiße steckt, holt sich bloß verdammt beschissene Finger, wenn er sich selber rausholen will.

Maike Jaschkowitz und Astrid Reinhardt, Fachfrauen für Bühne und Kostüm am Bremer Theater sorgten dafür, daß die Inszenierung eher grob als gefällig wurde. Mir hat das gefallen. ec

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