: Schwulen-Dachverband
■ DRR-Homosexuelle wollen Dachverband gründen / Bestehende Organisationen unter Schutz der ev. Kirche
In der DDR wird gegenwärtig die Gründung eines überregionalen Dachverbandes von Homosexuellen-Gruppen vorbereitet. Das erklärte der Ostberliner Ökonom Jürgen Lemke vergangenen Mittwoch auf einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie West. Lemke, der vor einigen Monaten ein Buch über Homosexuelle in der DDR veröffentlicht hat, gilt als deren prominentester Sprecher. Er wies darauf hin, daß sich in der DDR mittlerweile 25 Arbeitskreise von Homosexuellen gebildet hätten, die mit einem anspruchsvollen Programm an die Öffentlichkeit treten. Einige dieser Gruppen seien offiziellen Organisationen angeschlossen, der überwiegende Teil arbeite jedoch unter dem Dach der evangelischen Kirche.
Lemke berichtete, daß Homosexualität in der DDR lange Zeit ein Tabu-Thema war. Erst seit jüngster Zeit beginne sich dies zu ändern. Inzwischen seien auch sämtliche gesetzlichen Diskriminierungen beseitigt worden. Das Ostberliner „Theater im Palast“ bereite gegenwärtig eine Aufführung mit dem Titel Ich bin schwul vor, die im Januar 1990 Premiere haben werde. Großes Aufsehen habe der DEFA-Film Comming out von Heiner Carow ausgelöst, der jetzt in den DDR-Kinos aufgeführt werde. Lemke äußerte sich betroffen über die Unfähigkeit der DDR-Führung zum gesellschaftlichen Dialog, die auch viele Homosexuelle aus dem Land getrieben habe.
epd
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