: Weg vom „Feuerwehrprinzip“
Kurzinterview mit Michael Effertz, dem Landesvorsitzenden der „Jungen Gruppe“ in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Deutschen Gewerkschaftsbund ■ I N T E R V I E W
Der „Eierdieb“ wird ermittelt, blockiert dabei die Polizei und der Umweltgangster im Nadelstreifenanzug reibt sich gleichzeitig die Hände. Dies wollen auch viele Polizeibeamte so nicht länger hinnehmen. Die „Junge Gruppe“ der GdP unternahm gestern einen Umwelt-Vorstoß.
taz: Welchen Stellenwert haben für die jungen Kollegen bei der Polizei die Delikte gegen die Umwelt? Werden die „Grünen“ jetzt grün?
Effertz: Grün im politischen Sinne sicher nicht. Aber gerade unter den jüngeren Polizistinnen und Polizisten hat im Zuge der zunehmenden Umweltzerstörung der Gedanke des Umweltschutzes und die Bekämpfung der Umweltkriminalität zunehmende Bedeutung bekommen.
Was kann die Polizei in diesem Bereich ihrer Meinung nach mehr tun?
Die Berliner Polizei muß mehrere Sachen tun. Personaleinsatz, Organisationsstruktur und Ausbildungsinhalte werden dieser großen gesellschaftlichen Aufgabe nicht gerecht. Außerdem besteht auch im Recht ein fundamentaler Nachholbedarf.
Sehen Sie schon einen Konsens zu diesen Fragen innerhalb der Großbehörde Polizei?
In Teilbereichen schon. Nur muß sich die Polizeibehörde insgesamt mit Haushaltsfragen und stellentechnischen Vorgaben noch stark auseinandersetzen.
Die „Junge Gruppe“ - und die GdP - wollen da als Meinungsführer fungieren?
Wir sind nicht in die übergeordneten Sachzwänge einer Großbehörde eingebunden und können insofern unsere Meinungen und tatsächlichen Bedürfnisse wesentlich freier artikulieren.
Brauchen wir eine eigenständige Umweltpolizei?
Uneingeschränkt ja.
Wie könnte die aussehen?
Die Berliner Polizei braucht ein eigenständiges Kriminalreferat Umweltkriminalität mit entsprechender Personal- und Sachmittelausstattung. Das geht nicht mit 26 Menschen in Berlin, die für alles zuständig sind - vom kleinen Ölfleck bis hin zu den ganz großen Fällen. Das ist völlig unzureichend. Hier wird bisher nur nach dem Feuerwehrprinzip Personal an den wichtigsten Stellen hin und hergeschichtet.
Hofft die Junge Gruppe mit der heutigen Veranstaltung und ähnlichen Aktionen auch mehr den Anschluß an ökologisch orientierte, alternative - und traditionell eher polizeikritische - Bevölkerungsteile in der Stadt zu bekommen?
Nicht primär. Wenn es aber in der Sache inhaltliche Berührungspunkte gibt, kann dies für das Verhältnis Polizei und kritische Bevölkerung nur hilfreich sein.
Interview:Thomas Kuppinger
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