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Viel im Kopf und nichts darüber

■ Bremer StudienanfängerInnen droht Obdachlosigkeit / Asta fordert sofortigen Neubau von Studentenwohnheimen

Die Zeiten, in denen wissenschaftliche Erkenntnis und philosophische Wahrheit in einem Faß ihr Obdach fanden, sind auch vorbei. Anders als ein gewisser Diogenes - ohnehin mutmaßlich eine neuzeitliche Legitimations-Erfindung spargezwungener Kommunalbaupolitiker - brauchen Studiosi heute Buden oder WGs statt Fässer.

Rund 2.900 neue StudentInnen wollen sich ab nächste Woche in Bremen ihren Studien ergeben. Auch wenn die große Mehrheit der BinnenbremerInnen derweil die Füße noch (notgedrungen) unter Papas und Mamas Tisch strecken wird mindestens 700 haben Wunsch, Fächerkombination oder ZVS von weither nach Bremen und damit z.T. in die einstweilige Obdachlosigkeit verschlagen. Der Bremer Budenmarkt ist leergefegt, alle 812 Plätze in Studentenwohnheimen sind vergeben, um die letzten Wohnungsangebote und die ersten Ausgaben der Kleinanzeigenzeitung „A bis Z“ konkurrieren Studenten gegen 24.000 Wohnungssuchende, Asylbewerber und Aussiedlerinnen. Der Uni-Asta sieht auf StudienanfängerInnen einen „akuten Wohnungsnotstand“ zukommen. Besonders betroffen: Etwa 200 ausländische StudienanfängerInnen.

Rund 400 Neulinge haben inzwischen - dank einer Kampagne des Uni-Sozialwerks - zumindest ein möbliertes Zimmer gefunden. Für die meisten allerdings keine Dauerlösung: 300,

400 und mehr Mark pro Bude verlangen Vermieter mittlerweile und belasten Bafög-Budget und elterlichen Wechsel.

Für die bislang völlig Unbehausten sieht der Asta bisher nur eine provisorische Lösung: Kollektives Übernachten auf dem

Uni-Boulevard, in den Räumen des Rektors oder auch von Bildungssenator Horst-Werner Franke. Asta-Forderung an den Senat: Beschlagnahme von Wohnungen, die nur aus Spekulationsgründen nicht vermietet werden. Außerdem soll Franke für den sofortigen Neubau eines Studentenwohnheims mit 500 Plätzen sorgen. Damit hätte Bremen - bislang mit 4,3 Prozent bundesrepublikanisches Schlußlicht im Studentenwohnheimsangebot - wenigstens Anschluß an den Normalzustand der Unterversorgung gefunden. Schließlich erwarten die StudentenvertreterInnen schleunigs grünes Senatslicht für den studentengerechten Umbau eines leerstehenden Hauses am Buntentorsteinweg. Ein privater Bauträger hat sich im Prinzip zu den nötigen Investitionen bereit erklärt, will aber für jedes der 50 Zimmer mindestens 330 Mark kassieren. Franke, so der Asta, soll die Kostenmieten deshalb auf noch erträgliche 250 Mark heruntersubventionieren. Am 9. November will der Asta mit einem „Hochschul-Aktionstag“ auch

auf den Wohnungsnotstand hinweisen - möglichst im Bündnis mit anderen Bremer Hochschulen, Gewerkschaften Arbeitloseninitiativen.

Unterstützung finden die Asta-Forderungen im Prinzip auch beim Leiter des Uni-Sozialwerks, Christian Rohlfing, und Uni -Rektor Timm. Timms Appell an den Senat: Die kurzatmigen Reaktionen auf Unibesetzungen und sonstiges „studentisches Halodri“ endlich durch eine langfristige Planung ersetzen. Timm: „Die gestiegene wissenschaftliche Attraktivität der Universität wird sonst durch ständig verschlechterte Rahmenbedingungen aufs Spiel gesetzt.“

Dem wiederum kann im Prinzip auch Bildungs-Senatsrat Egon Ditt nur zustimmen. Ditts einziger Einwand: Das Geld, das fehlende. Seine Alternative: ein Studentenwohnheimsprogramm der Bundesregierung oder die Beteiligung privater Investoren. Für die Forderung nach der Beschlagnahme von leeren Wohnungen fühlt sich Bildungspolitiker Ditt „nicht zuständig“.

K.S.

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