: Ein Virus kennt keine Moral
Der Großangriff von Killerviren ist ausgeblieben: Das Computervirus „Israel“, das am Freitag, den 13. Oktober, den Softwarebestand des Computer-Marktführers IBM hätte flächendeckend desintegrieren sollen, hat Europa weitgehend verschont - allerdings nicht vollständig. „Mir ist die ganze Firma abgestürzt“, klagte ein Jungunternehmer gegenüber der als Atari-Besitzerin gefeiten taz-Mitarbeiterin auf einer Fete am Unglückstag. „Ich habe das Ding eingeschaltet und zack - eine Sekunde später war es nur noch schwarz auf dem Bildschirm. Vorsichtige Naturen programmierten ihre Rechenmachinen auf den Tag vorher oder nachher. Der taz passierte nichts, weil ihr Betriebssystem ein Primos-Rechner ist. „Wieso, hat es da irgendwelche Ankündigungen gegeben“, sagte der erstaunte Setzer am Sonntag auf Anfrage. Hat es: Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt warnten landesweit: 123 Virenarten sind inzwischen bekannt, darunter das gefährliche Data-Crime, das zuletzt im Rechner des US -Verteidungsministeriums sein segensreiches Werk entfaltet hat. 20 Millionen Personalcomputer können infiziert sein. Deren Besitzer schleppen die Winz-Programme meist über infinzierte, schwarzkopierte Disketten ein. „Disketten legal kaufen“, rät der Fachhandel. Wem das zu teuer ist, muß sich mit Virenkillerprogrammen behelfen. Aber die hinken hinter der Virenentwicklung her - wie im wirklichen Leben.
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