: Stromwirtschaft streitet über Wiederaufarbeitung in La Hague
Berlin (ap/taz) - Die bundesdeutschen Stromversorger streiten weiter über die Modalitäten der künftigen Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente in Frankreich und England. Der Vorstandssprecher des Karlsruher Badenwerks Eberhard Benz sprach sich am Samstag entschieden gegen eine Kapitalbeteiligung deutscher Energieversorger an der WAA im französischen La Hague aus. Veba-Chef Rudolf von Bennigsen -Foerder und die La-Hague-Betreiberfirma Cogema hatten im Frühjahr eine 49-Prozent-Beteiligung der deutschen Seite an der französischen Anlage angekündigt und waren dabei auch von Bundesreaktorminister Töpfer unterstützt worden.
„Es ist nicht notwendig, und ich sehe auch keinen Grund, weshalb wir uns beteiligen sollten“, erklärte Benz und gab damit sicherlich auch die Haltung anderer bundesdeutscher Stromkonzerne wieder. Bereits in der vorletzten Woche hatte das Vorstandsmitglied der Bayernwerke Otto Majewski eingeräumt, daß die Frage des Miteigentums an der Cogema bei den bevorstehenden Verhandlungen mit der französischen Seite noch keine Rolle spielen werde. Benz kündigte außerdem erneut eine Verteuerung der Wiederaufarbeitung in Frankreich gegenüber den ursprünglich von der Veba genannten Preisen an. Dabei geht es offenbar nicht nur um die Kostenexplosion beim Bau der neuen Anlagen auf dem Cap de la Hague.
Es sei auch zweifelhaft, ob die angepeilte Liefermenge abgebrannter Brennelemente aus bundesdeutschen Atomkraftwerken nach Frankreich eingehalten werden könne, meinte Benz. Eine Folge sei, daß „wir die ausgehandelten Preise möglicherweise nicht halten können“. Unter Führung des nach Veba/Preussenelektra zweitgrößten Atomstromers der Republik, dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE), hatten einige AKW-Betreiber ihre Brennelemente in den vergangenen Monaten an die britische WAA Sellafield „verkauft“ und Veba mit der Cogema weitgehend allein gelassen.
Benz sprach sich außerdem gegen die Veba-Absicht „fest fixierter Verträge bis zum Jahr 2015“ aus. Statt dessen solle man einen kürzeren Zeitraum mit einer Verlängerungsoption vereinbaren, meinte der Badenwerk-Chef.
gero
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