Kinesische Bewegungspoesie

■ Andre Heller über den Chinesischen Nationalzirkus, der über Bremen nach Hause fährt

Auch das Duden-Lexikon weiß keine Antwort auf die Frage, was eigentlich „kinesisch“ zu bedeuten habe. Kinesisch, das ist klar, hängt eng zusammen mit kinetisch, und das hat etwas mit Bewegung zu tun. Deshalb fragt auch keiner, als Andre Heller, der Star-Promoter, auf der Bremer Presse-Konferenz zu seinem jüngsten Projekt, dem Chinesischen Nationalcirkus, Nachfolgeprojekt der „Begnadeten Körper“, im demonstrativ wienerischen Schmäh-Dialekt systematisch für „Chinesisch“ das Wort mit „k“ einsetzt. Paßt ja prima.

Der Chinesische Nationalcirkus, der vom 25. Oktober bis 11. November mit seinem 1500 Platz

Zelt auf dem bremischen Grünenkamp gastieren wird, ist, so schildert es Heller, auf dem Gebiet der unmöglichen Körperverrenkungen, der unglaublich rasanten Bewegungsabläufe weltweit ohne Konkurrenz. Das erklärt sich einmal daraus, daß die chinesischen Artisten schon im zarten Alter von vier auf die Artistenschule kommen und üben und üben; und zum anderen daraus, daß ihre

Kunst sich ursprünglich aus meditativen Übungen ableitete. „Gott in Erstaunen zu setzen“, sei das Ziel ihrer Spiele mit dem Gesetz der Schwerkraft, und nur so sei der „Aberwitz der Mühe“ zu verstehen, das „Ausmaß der Selbstkasteiung“, das die chinesischen Artisten auf sich nähmen.

Jede Provinz Chinas habe eine Cirkus-Schule und einen Nationalcirkus, in den die Creme der

ausgebildeten Artisten eintrete und ihm, Heller, sei es erstmal gelungen, nicht etwa eines dieser Ensembles zu engagieren, sondern eine Auswahl der Ausgewählten zu treffen und sich aus den verschiedensten Regionen besonders spektakuläre Nummern zusammenzuengagieren. Eine hochsuperlativige Show also, die die Bremer erwartet.

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