: ANC: Der bewaffnete Kampf geht weiter
ANC-Führer werten Freilassung als Schritt zur Legalisierung der Anti-Apartheidbewegung / Bedingungen für Dialog genannt ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Die erste Pressekonferenz von Walter Sisulu und sechs anderen am Sonntag freigelassenen politischen Gefangenen geriet zum stürmischen Empfang für die seit 26 Jahren inhaftierten Führer des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). An die 2.000 Menschen hatten sich in die kleine anglikanische Kirche neben Sisulus Haus in Soweto gedrängt. Das Gebäude zitterte fast vom tosenden Gesang der Freiheitslieder und der „Viva„-Rufe für den ANC und die Zurückgekehrten.
Nur mit Mühe konnte Cyril Ramaphosa, Generalsekretär der Bergarbeitergewerkschaft NUM die Menge unter Kontrolle bringen, um die Pressekonferenz zu ermöglichen. Zugegen waren neben dem ehemaligen ANC-Generalsekretär Sisulu (77) auch Ahmed Kathrada (60), Oscar Mpetha (80), Andrew Mlangeni (63), Raymond Mhlaba (69), Elias Motsoaledi (63) und Wilton Mkwayi (67). Der achte Freigelassene, Jafta Masemola (58) ist Mitglied des vom ANC abgespaltenen Panafrikanistischen Kongresses (PAC).
Die ANC-Leute bestätigten ihre Unterstützung für die Politik und Ziele der Organisation. Sie wiederholten die Forderungen des ANC an die südafrikanische Regierung, die Freilassung aller politischen Gefangenen, die Aufhebung des Verbots des ANC und anderer politischer Organisationen und die Aufhebung des Ausnahmezustands.
Sisulu räumte ein, daß ihre Freilassung schon ein erster Schritt zur Legalisierung des ANC sei. „Dies ist die erste Pressekonferenz von bislang inhaftierten Führern des ANC und damit die erste Pressekonferenz des Afrikanischen Nationalkongreß“, sagte er. Mit ihrer Freilassung sei jedoch erst ein Anfang gemacht. „Es wäre besser, wenn auch Nelson Mandela frei wäre“, sagte Sisulu, „solche halben Schritte schaden unserem Land.“ Erst wenn Südafrikas Präsident Frederick De Klerk alle Forderungen erfüllt habe, könne es zu Verhandlungen über die Zukunft Südafrikas kommen.
Mlangeni betonte, daß die Freigelassenen nach wie vor den bewaffneten Kampf gegen die Apartheid unterstützten: „Wir werden die heutige Form des Kampfes fortsetzen ... wenn die Regierung unseren Forderungen nicht nachgibt, dann haben wir keine andere Wahl als für unsere Freiheit zu kämpfen.“
Nach der Pressekonferenz sprachen die ANC-Führer zu den versammelten Menschen: „Wir sind überwältigt von diesem Empfang. Wir haben noch nie solche Leidenschaft erlebt. Die Bewegung hat sich auf eine Weise entwickelt, die wir nie erwartet hätten.“ Seine Kollegen riefen zum andauernden aber disziplinierten Engagement im Kampf gegen Apartheid auf.
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