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Mehr Therapieplätze für Kokainabhängige

■ Therapieladen fordert dritte Stelle / Verändertes Suchtverhalten ausgemacht / Viele Abhängige aus Kapazitätsmangel abgelehnt

Kokain- und Amphetaminmißbrauchern könnte im Therapieladen ab sofort keine ambulante therapeutische Betreuung mehr gegeben werden. Es sei eine neue, dritte Therapeutenstelle erforderlich, damit 15 Klienten, die diese Drogen mißbrauchen, ein Therapieplatz angeboten werden könnte. Das teilte am Mittwoch der Leiter der Therapieladens Peter Tossmann mit.

Der Therapieladen am Gierkeplatz in Charlottenburg ist eine ambulante Therapieeinrichtung im Verbundsystem der Berliner Drogenhilfe und die einzige Anlaufstelle für die etwa 8.000 Haschischabhängigen in Berlin. Das Hilfsangebot des Therapieladens richtete sich ursprünglich an Abhängige von sogenannten weichen Drogen, die insbesondere Haschisch, aber auch LSD, Beruhigungsmittel und Alkohol mißbrauchen. „Das Drogenproblem hat sich in den vergangenen zwei Jahren qualitativ verändert. Vor zehn Jahren wurde vor allem Haschisch und Heroin genommen, heute sind es überwiegend legale Arztneimitteldrogen, Kokain und Amphetamine“, sagte Peter Tossmann. Er schätzt die Zahl der Nicht-Fixer in Berlin auf rund 20.000.

1989 mußten von insgesamt 72 Personen, die sich um einen der 32 Plätze im Therapieladen bemüht hatten, 58 aus Gründen mangelnder Kapazität abgelehnt werden. Fast die Hälfte der abgewiesenen Klienten seien Kokain- und Amphetaminmißbraucher gewesen.

Das Fehlen von Therapeuten, die sich um Suchtmittelgefährdete kümmern könnten, bemängelte Ellis Huber, Präsident der Ärztekammer Berlin. Es sei daher eine breit angelegte Kampagne mit der Akademie der ärztlichen Fortbildung vorgesehen, sagte er. Ein Gesamtkonzept zum rationalen Arztneimittelkonsum, an dem sich auch die Krankenkassen beteiligen müßten, habe die Ärztekammer bereits vorgeschlagen.

dpa

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