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Subversives Element

■ „Mapantsula“ - ein in Südafrika gedrehter und dort sofort verbotener Anti-Apartheidsfilm von Oliver Schmitz

Sein Name: Panic. Schwarzer aus Soweto, Südafrika. Marke: Großmaul und Draufgänger, ein Schlitzohr mit spätpubertären Anwandlungen, das um jeden Preis auffallen muß, selbst wenn er nur den Discokids den Anblick seines entblößten Hinterteils aufnötigt. Männern seines Kalibers geht man besser aus dem Weg. Panic ist arrogant, mit raffiniertem Kalkül nimmt er alles und jeden aus, haut aus blinder Wut sogar seine Freundin in die Pfanne und schlängelt sich ansonsten als Profi-Querkopf durchs Leben der Townships. Ein subversives Element.

Panics Story, gewürzt mit ein paar Spannungsmomenten, garniert mit einem bißchen Slapstick - ein nettes Drehbuch für ein kleines Gangsterfilmchen mit Unterhaltungswert. Titel: Mapantsula, südafrikanischer (schwarzer) Slang für Nichtsnutz und Herumtreiber. Und prompt bekamen die Autoren Thomas Mogotlane (auch Hauptdarsteller) und Oliver Schmitz (auch Regie) von der südafrikanischen Filmzensur den Segen für ihren Film - samt Vergünstigungen für Finanzierung und Produktion. Doch Mogotlane und Schmitz hatten anderes im Sinn: einen Anti-Apartheidsfilm mit südafrikanischer Unterstützung. Dazu verflochten sie den Schmalspurganoven -Handlungsstrang mit einem zweiten, unauffällig dazwischen gedrehten.

Mit Männern seines Kalibers arbeiten sie gern, bekommt Panic zu hören, als er zum zigsten Mal im Knast sitzt. Mit brutaler psychischer und physischer Folter soll er zur Denunziation erzogen werden. Doch Panic beginnt, nachzudenken, zum ersten Mal. Politisiert durch seine Zellengenossen und den schmierigen (weißen) Vernehmungsbeamten, dessen Anstrengungen bei Panic das Gegenteil bewirken, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: er durchläuft eine rasche Entwicklung vom egoistischen Ignoranten zum subversiven Element im politischen Sinne.

Reaktion aus Kapstadt auf den fertiggestellten Film: Verbot wegegen „propagandistischer Absicht“, wegen des „gefährlichen politischen Effektes“ und der „lauten Angeberei“. Genau darin hätte Mapantsulas besondere Stärke liegen können: Darin, daß er eben nicht aufschreit und lauthals politische Lösungen propagiert. Doch Mapantsula bleibt bei der vorsichtigen Sensibilisierung stehen, die durch die - zugegeben geschickte - Verknüpfung beider Handlungsstränge erreicht wird. Der Zuschauer fängt an, langsam in Panics eigentliche politische Rolle mithineinzuwachsen: da ist der Film zu Ende. Und dann kommt nichts mehr, die erwartete Provokation setzte und setzt nicht ein.Mapantsula klagt zwar subtil an, schießt zwar kleine spitze Pfeile ab, die auch durchaus unter die Haut gehen. Aber sie treffen nicht ins Mark. Mapantsula ist auch unterschwellig einfach zu wenig aggressiv, um deutlicher anzustoßen. Seinem Genre, dem Politthriller, wird der Film nicht gerecht. Kein Grund, ihn zu verbieten.

Andrea Schröder

Oliver Schmitz: „Mapantsula“, mit Thomas Mogotlane, Marcel van Heerden, Thembi Mtshabi. Buch: Thomas Mogotlane und Oliver Schmitz. Südafrika/Australien 1988, 109 Minuten

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