: Hamburg wartet ab
MBB-Gesellschafter bleiben heute unvollständig ■ Mit DAIMLER/MBB auf du und du
Hamburg (taz) - Die norddeutschen Aufsichtsräte des Luft und Raumfahrtkonzerns MBB werden heute nicht nach München zur Gesellschafter-Versammlung fliegen. Entschieden werden sollte vor allem über die MBBsche Zustimmung zu Minister Haussmanns Auflagen, unter denen er die Fusion mit Daimler -Benz genehmigt hatte. Doch weder Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) noch Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs (FDP) fühlen sich veranlaßt, in Fuhlsbüttel in ein Flugzeug zu steigen.
Allerdings ließ der Bremer Bürgermeister Wedemeier gestern bekanntgeben, daß er von der Hamburgischen „Politik des leeren Stuhls“ nicht besonders viel hält. Für ihn kommt zwar die Aufsichtsratssitzung ebenfalls zu früh, er wird aber dennoch heute mittag in München dabeisein. Ein Wackelkurs: Wedemeier muß den Eindruck vermeiden, zur Not Hamburg im Regen stehen zu lassen.
Die Hamburger warten, wie mehrfach berichtet, das Ergebnis von Verhandlungen ab, die zwischen Daimler-Chef Edzard Reuter und den Hamburger Verhandlern Gellert, Eberhard Reuter und Schlenker bis Mitte November geführt werden sollen. Ein Knackpunkt ist für Hamburg die Gesellschaftsform der Deutschen Airbus (DA) mit Sitz in der Hansestadt. In dieser DA will Daimler-Benz seine zivilen Luftfahrtinteressen bündeln. Hamburg besteht auf der Bildung einer Aktiengesellschaft, damit das dortige Airbus -Management unabhängiger von Daimlers Luft- und Raumfahrtzentrale Deutsche Aerospace (DASA) in München agieren kann. Edzard Reuter, der die Schaltstelle des Konzerns lieber im Süden sehen möchte, drängt auf die Schaffung einer GmbH, bei der die Dasa die Fäden in der Hand behalten würde.
Obwohl die vier norddeutschen Regierungschefs von einem prinzipiellen Widerstand gegen die Fusion abgerückt sind, hat sich das Klima zwischen Hamburg und MBB verschlechtert. Gemeinsam mit Bremen erklärte der Senat der Elbmetropole: „Wir haben immer noch keine beratungsfähigen Unterlagen nichts, worauf wir uns verlassen können.“ Diese Darstellung wird von Daimler-Chef Reuter und Aerospace-Manager Jürgen Schrempp jedoch dementiert. In der 'Welt‘ drohten sie gestern: „Wir können ein unverantwortliches Hinausschieben der Entscheidungen nicht hinnehmen.“ Und: „Irgendwann kann der Zeitpunkt erreicht werden, wo wir nicht anders können und das Ganze an den Bund zurückgeben müssen.“
aki/diba/hbk
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