: Jugendgerichtsgesetz ohne Bremer Linie
■ Bundesrat beriet / Jugendarrest soll bleiben
Kritik übte der Bremer Justizsenator Volker Kröning am Änderungs-Entwurf des Jugendgerichtsgesetzes, der Freitag im Bundesrat beraten wurde: Der Entwurf sei „auf halbem Wege steckengeblieben“. Mit seinem Antrag, den Jugendarrest ganz abzuschaffen, konnte Bremen sich im Rechts-Ausschuß nicht durchsetzen, obwohl die Rückfallquote bei Arrestanten 75 bis 90 Prozent beträgt und die traditionelle Absicht des „Denkzettels“ oder „kurzen Schocks“ regelmäßig nach hinten losgeht.
Im Bundesland Bremen wurde die Arrestanstalt Lesum im März 89 geschlossen, ambulante Maßnahmen sollen an ihre Stelle treten, ein Koordinator Beugehaft für Jugendliche vermeiden helfen. Für den Fall, daß ein Richter
dennoch den gesetzlich noch vorgesehenen Jugend-Arrest, die letzte Stufe vor dem Knast, verhängt, wird die Bremervörder Anstalt vorgehalten.
Daß es sich bei den eingesperrten Jugendlichen um sozial Benachteiligte mit Schulden, Drogenproblemen, Arbeitslosigkeit und Heimerfahreung handele, blieb in Bonn so unbeachtet wie der Bremer Hinweis, ambulante Alternativen (Täter-Opfer-Ausgleich, sozialer Trainingskurs) seien billiger als Knast. Kröning: „Das Zuchtmittel 'Arrest‘ - wie auch der im Gesetz noch immer vorfindbare Begriff der 'schädlichen Neigungen‘ - können ihre bekannte geschichtliche Herkunft nicht verleugnen„; die Chance, diese veralteten Vorstellungen zu überwinden, sei vertan. S.P
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen