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Goethe und betrogene REPs

■ Das Abgeordnetenhaus hat eine fünfte Partei: Andres stellte das Programm der Partei „Die Deutschen Demokraten“ vor / Mit deutschen Dichtern in die Offensive?

Eltern von Kindern im schulpflichtigen Alter können endlich wieder aufatmen: An Schulen soll wieder verstärkt „Heimatkunde“ unterrichtet werden - wenn es nach den Neugründung „Die Deutschen Demokraten“ (DDD) geht. In diesem Unterrichtsfach könnte dann zum Beispiel mit den „deutschen Dichtern, wie Schiller, Goethe oder Kant, unverfälscht die Kultur der Deutschen gelehrt“ werden, fordert Ex-REP- und DD-Chef Andres.

„Unverfälscht deutsche Kultur lehren“ ist nur ein Punkt aus dem Programm der neugegründeten Partei, das Andres und seine Getreuen am Samstag um zehn in der Eingangshalle des Schöneberger Rathauses vorstellten - und dabei angesichts der Termins auf nur mageres Interesse stießen.

Trotzdem: Andres und fünf seiner VorstandsgenossInnen stellten sich selbst- und sendungsbewußt in der frischgebohnerten Halle zum Gruppenfoto auf. Aber nicht nur vorgestern hatte Andres Selbstbewußtsein bitter nötig. Im Abgeordnetenhaus ist er nun neben den vier gewählten Parteien Vertreter einer fünften, die eine vereinzelte Stimme hat. Am Samstag fanden dann auch nicht einmal antifaschistische ProtestlerInnen den Weg ins Rathaus. Daß wenigstens die taz kam, freute Andres sichtlich, er gab dem Reporter erleichtert seine Hand. Und sein Bodyguard ließ sich sogar hinreißen und lobte das Blatt gar: „Hier liest man Geschichten, die bringen andere Zeitungen nicht...“

Provozieren aber läßt sich der DDD-Chef nicht mehr so leicht wie in seiner „guten alten Zeit“ nach dem Wahlerfolg im Januar. Selbst auf die Frage, ob die 3-D-Partei „die Tugenden Ordnung, Sauberkeit und Pünktlichkeit verstärkt vermitteln“ will, weil ihr Vorsitzender diese wohl am allerdringendsten nötig hat, schießt bei Andres zwar das Blut in den Kopf und Muskeln spannen sich an, passieren tut aber nichts. Er bleibt einfach moderat, sagt nur: „Ich habe diese Tugenden vermittelt bekommen“, und behaupten könne jeder, daß er, Andres, ein Schläger und Krimineller sei, „...wer recht hat, entscheiden aber die Gerichte“.

Aber nicht nur sein Temperament hat Andres in seiner kurzen politischen Laufbahn verloren. Seine politische Identität fehlt ihm genauso. Er weiß auf Anhieb nicht, wo seine Partei einzuordnen ist. „REP-Mitglieder sind mittlerweile so weit rechts und soweit links“, sagt der ehemalige REP-Vorsitzende verzweifelt, „daß wir noch am ehesten in der Mitte liegen.“ Was will er denn noch?

Er will die REP-Wähler sammeln, „die sich von ihrer Partei betrogen fühlen“. Zumindest einer von ihnen hat sich inzwischen gesammelt.

Dirk Wildt

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