ADAM, Prophet der roten Gefahr

Erster internationaler antikommunistischer Kongreß (ADAM) in Manila / Fundamentalisten machen gegen die philippinische Aufstandsbewegung mobil / Presse und Theologen angegriffen  ■  Aus Manila Gebhard Körte

Weit ab von den Fronten des schwelenden Bürgerkrieges trafen sich vergangene Woche die Advokaten und Ideologen eines Showdowns mit der Linken. Knapp 200 VIPs nahmen im piekfeinen Ballsaal eines Luxushotels in Manila an einem „Gebetsfrühstück“ teil, das einen zweitägigen internationalen „Kongreß für Frieden, Freiheit und Demokratie“ unter dem Motto „Es ist später als Sie denken“ eröffnete. Tausende strömten unterdessen zu Plenarsitzungen und Workshops. Eingeladen hatte die „Allianz für Demokratie und Moral“ (ADAM), ein von fundamentalistischen Baptisten angeführter Dachverband von mehr als 100 rechten Organisationen.

Die „New People's Army„-Guerilla hatte mit ihrem im Juni auf Mindanao verübten Massaker für zusätzliche Munition gesorgt, obwohl eine Untersuchungskommission der „Nationalen Demokratischen Front“ (NDF) erklärt hat, die 37 Opfer seien zumindest nicht vorsätzlich getötet worden, sondern während eines Gefechts mit fanatischen Sektenangehörigen im Kreuzfeuer umgekommen. In enger Kooperation mit den Streitkräften und reaktionären Sammlungsbewegungen beteiligt sich ADAM angeblich im Namen der „silent majority“ seit Anfang 1987 am Krieg gegen die philippinischen Aufständischen.

Präsent waren auch der liberale Senatspräsident Salonga und Senator Gonzalez, frisch gekürter Vorsitzender des Parteienkonglomerats LDP, das im Repräsentantenhaus die absolute Mehrheit inne hat. In seiner kurzen Ansprache blieb Gonzales nicht den Nachweis schuldig, daß ADAM das Wohlwollen vieler Parlamentarier genießt: „Ich habe immer tiefen Respekt für Organisationen wie Ihre gehabt, die im Kampf gegen das Böse und gottlose Ideologien das Schwert des Herrn gezückt haben.“ Salonga, der als potentieller Bewerber um die Nachfolge Corazon Aquinos gilt, war der Einladung wohl mehr wegen des antikommunistischen Wählerpotentials als aus Überzeugung gefolgt. In seiner sorgfältig ausbalancierten Rede erinnerte er daran, daß „Recht und Ordnung ohne Gerechtigkeit die exakte Definition von Tyrannei“ sei. Andererseits hätten Freiheit und Demokratie wenig Bedeutung für hungrige Frauen und Männer, die weder die Neigung noch die Kraft hätten, Rede- und Pressefreiheit zu würdigen. Bei der anschließenden Pressekonferenz wurden kritische Kolumnisten, Theologen, progressive protestantische Kirchen, Gewerkschaften und Bauernverbände beschuldigt, eine Situation zu schaffen, die das Land in ein blutiges Schlachtfeld verwandeln werde.

Im Gegensatz zur NDF, die noch im Sommer erneut einen Waffenstillstand und Verhandlungen angeboten hatte, machten sich die ADAM-Repräsentanten für eine militärische Lösung der tiefen gesellschaftlichen Konflikte stark. Ungefragt wiesen sie darauf hin, daß ihre Organisation keine Gelder vom CIA erhält. „Dieser Kongreß“, meinte ADAM-Vorsitzender Dr. Tica unbewußt vieldeutig, „wird mit dem Blut unseres Volkes“ finanziert.