: Bonn und Rio auf Atomkurs
■ Auch Brasilien bekräftigt Festhalten am Nuklearabkommen mit der Bundesrepublik
Bonn (taz/afp) - Nach der Bundesregierung hat jetzt auch die brasilianische Regierung nochmals die Verlängerung des Atomabkommens mit der Bundesrepublik bekräftigt. Das seit 1975 bestehende Nuklearabkommen werde auf jeden Fall aufrecht erhalten, sagte der Vorsitzende der brasilianischen Atomenergiekommission, Rex Nazare Alves, am Samstag in Rio. Der Vertrag sah den Bau von acht AKWs in Brasilien durch deutsche Firmen und die Lieferung der militärisch sensiblen Wiederaufbereitungs- und Anreicherungstechnik vor. Er läuft am 18. November 1990 aus und verlängert sich automatisch um fünf Jahre, wenn keine Seite ihn spätestens 12 Monate vorher kündigt. Bei Begegnungen in Brasilien und Wien hatten sich Vertreter beider Länder schon im August und September grundsätzlich darauf verständigt, das Atomabkommen weiterlaufen zu lassen.
Seit 1984 ist das als gigantomanisch kritisierte und heftig umstrittene brasilianische Atomprogramm wegen Zahlungsunfähigkeit des mit 110 Milliarden Dollar verschuldeten Landes praktisch ausgesetzt. Wie Alves mitteilte, sei die brasilianische Regierung aber entschlossen, das Nuklearabkommen in reduzierter Form zu realisieren. Von den insgesamt acht geplanten Atomkraftwerken sollen zunächst zwei fertiggestellt werden. Was mit den anderen, zusätzlich geplanten Atomkraftwerken passieren soll, bleibt vorläufig offen. Im September 1987 hatte die brasilianische Regierung die Entwicklung eines eigenen Verfahrens zur Anreicherung von Uran im Rahmen eines „parallelen“ Atomprogramms bekanntgegeben. Dieses militärisch brisante Programm unterliegt aber nicht der internationalen Überwachung durch die Atomenergiebehörde in Wien.
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