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Goldene Ringe

■ Die BRD hat wieder einen Turnweltmeister: ein Mann mit Kraft und künstlerischen Neigungen

Berlin (taz) - Als es dann soweit war und weil niemand damit gerechnet hatte, biß der supersmarte Kunstturnwart Eberhard Gienger vor Freude fast ins ZDF-Mikrofon, verfiel in schwäbischen Dialekt und verließ vertragswidrig die Moderatorenkabine, um höchstselbst den neuen Weltmeister zu herzen: Fünfzehn Jahre nach seinem Titel an der stählernen Reckstange gewann ein Turner der Bundesrepublik eine Goldmedaille - Andreas Aguilar aus Hannover siegte an den Ringen.

Ganze 0,013 Punkte vor Andreas Wecker aus der DDR lag Aguilar letztlich, weshalb die Wertungsrichter „immer wieder telefonieren mußten“ (Oberkampfrichterassistent Boris Lindenberg), ehe sie „zu Potte kamen“. Die Öffentlichkeit wird mit dem Goldjungen weniger Schwierigkeiten haben: exotisch seine Vergangenheit - geboren in Barcelona, als Kind in Manila gelebt, erst mit acht Jahren einen deutschen Paß erhalten. Ungewöhnlich die Gegenwart - der Grafik-Design -Student stellte während der Stuttgarter Turnweltmeisterschaft Bilder aus und entwarf eine Medaille für die Sporthilfe.

Der Mann, den die taz am Freitag schon vorab porträtierte, ist ein so sympathischer Held, daß auch Silberhäuptling Dieter Kürten vom ZDF hofft, beider Wege mögen sich künftig öfter kreuzen.

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