: „Selling Beer is Just Fun“
Die 170 besten amerikanischen Becks-Bier-Verkäufer zu Gast in Bremen ■ Aperitiv du brasseur
Das Sektglas zum Empfang habe ich selbstverständlich abgelehnt. Die Sektglashalter in ihren rötenen Livreen hatten das Tablett weit in die Eingangstür geschoben und den Zugang zum Festsaal verengt, in dem sie sich tummelten, grau, so weit das Auge reichte. Der Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr, Konrad Kunick, hatte geladen, zum Empfang im Festsaal im Rathaus, das schon ganz schön alt ist, wird er später erzählen. Anlaß der Feierlichkeit: der Besuch der 170 besten, schnellsten, zahlenkräftigsten Becks -Bier-Verkäufer aus den großen Vereinigten Staaten, wo jede Einwohnerin im Jahresdurchschnitt bisher nur einen einzigen halben Liter „Becks“ trinkt.
Entree: Lachsschinken
Da stehen sie also, ein Kaleidoskop amerikanischer Männlichkeit, benehmen sich in ihren feinen Anzügen sehr distinguished, very fein, auch wenn das Doppelkinn ein wenig aus der Starre herauszufedern droht. Ein Kaleidoskop eben, große, kleine; dicke, dünne; alte, junge; alles dabei, ein paar farbige sind auch darun
ter („Where's our negro?“). Da stehen sie, in kleinen regionalen Gruppen, („We're all from Florida“), die gemeinsame Herkunft schafft die Verbundenheit unter den Männern, die sich gegenseitig nicht kennen.
Hors d'oeuvre:
Nordseekrabbensülze
Eine Wolke aus Gesprächslärm füllt den historischen Saal, ein Bier-Ausschank arbeitet auf Hochtouren, emsige Servierer summen durch den Raum, ihre mit gutem Frischgezapftem stets gefüllten Tabletts den durstigen Vorzeige-Vertretern des bitter wässrigen Export-Gerstensaftes in Reichweite haltend. „Delicious“ sagen sie über das Produkt des Mutter -Unternehmens, die Augen leuchten ein wenig, schließlich ist das gewohnte Gebräu vergleichsweise „light“. Suppe
Als sich schließlich einer erbarmt
und über das kleine Mikrophon, das die Phantasie so beflügelt hatte - das Kind im Yankee spielte die ganze Zeit damit herum, reinpusten, linksschwenken, rechtsschwenken, bitte keine psychoanalytischen Deutungen jetzt - über dieses kleine unschuldige Mikrophon also, mitteilte, daß die Türen zum Saal des Mahls nun offen seien, drängelten sich die 170 in die echte Festhalle, auch schon über 500 Jahre alt, wie auch die Braukunst in Bremen und, demnächst, die Weißen in Amerika, was war da noch die Kausalität? Säuberlichst gedeckte Tische mit angestecknadelten Borten und einer Unzahl von Bestecken um die Teller plaziert, die man auf jeden Fall in der richtigen Reihenfolge (von außen nach innen) zu benutzen hat. Tournedos von Rind und Schwein, gemischtes Gemüse, Gratin
Dauphin
Ja, bei Tisch, da geht das Herz auf. Zwischen den Gängen, da wird geredet, der Becks-Bier-Mann, der Senator, der Herr Bremische Häfen, vielbeklatscht der Vertreter der Spedition Hapag-Lloyd, der eigenäugig die Stewardessen für den Sonderflug des funkelnagelneuen Airbus ausgelesen hat, mit dem die Meister-Bierhändler nach Bremen einschwebten. Sie erzählen von der langen Geschichte des Bremer Biers, von seinem wachsenden Erfolg in den USA und alle davon, daß sie gern noch mehr Bier exportieren würden. Die Männer klatschen und warten auf den nächsten Gang. Brewer's Dessert
„Selling beer is fun“ erzählen sie, und „challenge“, denn das Bier-Business ist dynamisch, schnell, im Kommen. Becks gelte als ein besseres Bier, ein Yuppie-Getränk. Optimismus ist eine Produktivkraft.
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