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Das Münsterland-betr.: "Wo der Maiskolb'wogt", taz vom 21.10.89

betr.: „Wo der Maiskolb‘ wogt“, taz vom 21.10.89

(...) Zugegeben: Oft sieht man in diesem Land des trockenen Pumpernickels und fetten Schinkens die Kirche vor lauter Maisfeld nicht mehr, doch abgesehen davon, daß der Sonntag hier immer noch garantiert güllefrei ist (ein penetranter und beständiger Gestank von wahren Strömen von Gülle liege über Westfalen, schreibt Ossing), und an kirchlichen Feiertagen ohnehin der Weihrauch alle irdischen Duftmarken rücksichtslos verdrängt: Es gibt noch Misthaufen im Münsterland! Es gibt auch noch Kotten im Windschatten der Schweinebarone, wenn sie auch nur noch im Nebenberuf betrieben werden können.

Doch diese Zeichen einer besseren Zeit hat Cletus Ossing ebenso wie die prallgefüllten Euter der guten Münsterländer Schwarzbunten (er beschimpft sie rüde als Zuchtvieh) übersehen. Miesepetrig wähnt er in den Versuchen, Ackerraine und Hecken zu erhalten, gar die Anbiederung des Landvolks an den Großstädter und seine touristischen Bedürfnisse.

Bitter unrecht tut er den harmlosen Umweltschutzvereinen und zaghaft operierenden Grünen, wenn er ihnen unterstellt, sie hätten den Boden für eine die alte Kulturlandschaft verdrängende Freizeitlandschaft geschaffen. Den Duiwel (Teufel) werden die tun und den Städtern die Orchideenwuchsplätze oder den Konzertplatz der Geburtshelferkröten zeigen.

Es stimmt, daß der Nitratgehalt im Grundwasser stetig steigt - wer Brunnenwasser trinken muß, das allzu oft auch noch nach Gülle stinkend aus der Leitung kommt, weiß um die Probleme. Doch anstatt hier ordentlich weiter zu recherchieren, schindet Ossing Zeilen über die ideologische Unzuverlässigkeit der Coesfelder, weil die den „Weltrekord im Hexenverbrennen“ halten.

Birgit Schönau, Dortmund

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