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40.000 Boat People vor der Zwangs-Rückkehr nach Vietnam

London (taz) - Die britische Regierung beginnt in den nächsten Wochen mit der Ausweisung der vietnamesischen Flüchtlinge aus Hongkong. Außenminister John Major erklärte am Mittwoch vor dem Unterhaus, daß alle Versuche, die Boat people zur freiwilligen Rückkehr nach Vietnam zu überreden, gescheitert seien. Er sagte: „Sie können nicht erwarten, daß sie für immer in Hongkong bleiben dürfen. Ich kann und will das nicht akzeptieren.“

Großbritannien hat mit Vietnam ein Abkommen geschlossen, wonach bis zu 40.000 Vietnamesen zwangsrepatriiert werden sollen. Die Flüchtlinge erhalten eine Finanzhilfe von 600 US -Dollar (1.140 Mark), die zum Kauf von Werkzeugen und Saatgut verwendet werden soll. Die „Rückführungsaktion“ wird mehrere Monate dauern. Die Flugzeuge dafür hat die britische Regierung bereits im August gechartert.

In den Internierungslagern der britischen Kolonie leben zur Zeit 57.000 vietnamesische Flüchtlinge unter unmenschlichen Bedingungen. Wegen der fehlenden sanitären Einrichtungen sind Epidemien ausgebrochen. Die Bevölkerung Hongkongs verhält sich den Boat people gegenüber äußerst feindselig. Mehrmals kam es zu Überfällen auf die Lager. Nur zehn Prozent der Vietnamesen sind als Flüchtlinge anerkannt. Die restlichen wurden als „Wirtschaftsflüchtlinge“ eingestuft. Weniger als 400 von ihnen haben das Angebot einer freiwilligen Rückkehr angenommen.

Die britische Regierung befürchtet, daß mit dem Ende der Taifunsaison im Februar eine neue Flüchtlingswelle einsetzen wird. Deshalb will man möglichst schnell mit dem Repatriierungsprogramm beginnen. Die Labour Party und die US -Regierung haben Majors Ankündigung scharf kritisiert, da die Sicherheit der Boat people nach ihrer Rückführung nicht gewährleistet sei. Die USA haben angedroht, der UN -Flüchtlingskommission die Gelder zu entziehen, falls sie die Ausweisungen überwachen sollte.

Ralf Sotschek

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