piwik no script img

Senator Sakuth saumäßig in Nöten

■ Fishtown hilf oder: Goldene Wüste für den glücklosen Geisel-Kripo-Chef gesucht

Die Geiselnehmer scheinen Bremen ja zu lieben. Man stelle sich vor, der nächste kommt und dann führt der Herr Schmoe den Rambo-Einsatz oder, wenn nicht, wird Herr Peter Möller ordentlicher Leiter des irgendwie einberufenen Führungsstabes ... Das inzwischen polizeitaktisch versierte Bremer Publikum würde dem Senator keinen Fehler seiner Strategen verzeihen, Sakuth hängt buchsstäblich am seidenen Faden des Polizeihauses.

Lange konnte er hoffen, der Untersuchungsausschuß werde Verwendungsfähiges gegen den Einsatzleiter Peter Möller zu Tage fördern. Inzwischen hat auch die Staatsanwaltschaft signalisiert, daß da nichts Handfestes übrig bleibt. So hielt der Senator am Montag Dienstbesprechung mit seinem Kripo-Chef. Thema, etwas barsch kurzgefaßt: Peter Möller möge seinen Posten räumen. Und zwar bald. Der aber stellt sich unschuldig. Und freiwillig in die Wüste geht ein Beamter nur, wenn diese laufbahnrechtlich weiter oben angesiedelt ist. Polizeipräsident ist Möller nicht geworden, bliebe bei seiner Qualifikation höchtens Innensenator ... Im Ernst: Wohin mit dem Mann?

Es gibt nun, aber das hat bitteschön überhaupt nichts mit der Suche nach einer vergoldeten Wüste für den Geiseleinsatz -Chef zu tun, in Bremerhaven einen Polizeidirektor, Eckehard Naumann. Der geht in den verdienten Ruhestand. Der Magistrat will den dortigen Kripo-Chef Michael Viehweger aufrücken lassen, und die meisten in Bremerhaven glauben auch noch, daß das so glatt geht. Aber da ist „was im Schwange“, weiß Magistratsdirektor Kleine. Die SPD-Fraktion will die Stelle ausschreiben lassen. Das sei neue politische Kultur: klares offenes Verfahren, keine Mauschelei.

Nur dienstrechtlich paßt der Posten in Fishtown wie die Faust aufs Möller-Auge. Und sage keiner, Bremerhaven sei eine attraktive Wüste für in Bremen untragbare Polizeibamte.

Ob die Sorgen mit der Polizeispitze des Senator so sehr in Atem gehalten haben, daß er seine anderen „Hausaufgaben“ nicht erledigen konnte, wissen wir natürlich auch nicht. Fakt ist: Als im Juni der PEP (Personalentwicklungsplan, immerhin gibt's da Stellen) im Haushaltsausschuß vorlag, fehlte der Teil „Polizei“. In seiner Regierungserklärung kündigte Wedemeier eine Verstärkung der Polizei an. Als nun am Dienstag endlich versprochene zusätzliche Stellen für die Polizei dem Ausschuß vorlag, waren der Senator und die Polizeispitze vollzählig angetanzt. Der Ausschußvorsitzende, Parteifreund Wolfgang Klatt (SPD), eröffnete die Sitzung in aller Form - und schloß die Sitzung nach drei Minuten. Die Vorlage sei durchaus unzureichend und keine Grundlage für eine Beratung, begründete Klatt die Ohrfeige für den Innensenator.

Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen