Ach so, Daimler hat nur „erinnert“

■ Streit um Trassenführung im Bremer Osten / Daimler-Brief „keine Erpressung“

Seit Freitag wissen aufmerksame LeserInnen des „Weser -Kurier“, in welcher Tonart die beiden Bremer Daimler-Chefs dem Bremer Bürgermeister mitzuteilen pflegen, daß sie mit der Verkehrspolitik des Senats sehr unzufrieden sind. Die beiden Daimlers, inzwischen Herr über 15.000 Bremer Arbeitskräfte, beendeten ihren Brief an den Bürgermeister am 8. Oktober mit der versteckten Drohung, das geplante Erhöhen der MitarbeiterInnenzahl auf 18.000 wieder rückgängig zu machen. Dr. Schreck und Dr. Zeyfang vornehm und wörtlich: „Wir sehen die angesprochene Problematik auch vor dem Hintergrund, daß Bremen als Standort für weitere sich abzeichnende Produktionsentwicklungen noch nicht als abgesichert gesehen werden könnte.“

Diese Meldung rief gestern KritikerInnen des Daimler -Imperiums auf den Plan. Die Grünen forderten: „Der Senat darf sich nicht erpressen lassen.“ - Auch für Armin Stolle, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Ost, war „wieder einmal deutlich, daß sich die Wirtschaft nicht scheut, auf eine veränderte Senatspolitik erpresserisch zu wirken.“

Allein, Absender und Empfänger des Briefes sahen keinen Grund zur Aufregung. Mit „Erpressung“ und „versteckter Drohung“ habe dieser Brief rein gar nichts zu tun. Daimler -Benz habe den Senat doch nur „erinnert“ an frühere Aussagen zum Verkehrskonzept, heißt es in der Stellungnahme des Konzerns. Und Senatssprecher Ostendorf findet, die Herren Zeyfang und Schreck hätten „nur darauf hinweisen wollen“, welche Bedeutung die Verkehrspolitik für ihr Unternehmen habe. Zudem habe der Bürgermeister auch schon längst auf das Schreiben reagiert. In Gesprächen habe er drei Daimler-Chefs in Bremen und in Stuttgart zugesichert, daß Bausenator Kunick ihnen bis Ende des Jahres ein Konzept zur Verkehrsentlastung vorlege.

Hintergrund des Konflikts: Bereits vor zehn Jahren hat der Senat Daimler gewaltige Straßen- und Tunnelbauten zugesagt. BürgerInnenproteste kippten jedoch kürzlich zwei der drei Projekte. Beim letzten Projekt (der „Tunnel“) kriegten die Senatsplaner selbst Zweifel, weil es schier unbezahlbar scheint. Sogar ohne Grundstückskäufe wird ein mehrjähriger Tunnelbau mindestens 260 Millionen Mark kosten. Ende September hatte Manfred Osthaus, Senatsdirektor Bau, den Daimler-Herren die billigere Alternative zum Tunnel (die bisher noch geheimgehaltene „B-Trasse“) auf Plänen präsentiert.

Barbara Debus