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Besser ohne Erinnerung tanzen

■ SPD & AL sprengten Tempelhofer BVV / Schwarz-Braun verhinderten, daß Gemeinschaftshaus nach Widerstandskämpferin benannt wird

CDU-Politiker und „Republikaner“ wollen tanzen und feiern und nicht an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden. Wenn schon erinnern, dann lieber an die Opfer an der DDR -Mauer - diesen Eindruck bekam man zumindest im Tempelhofer Rathaus.

Auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Tempelhof beschlossen die 22 Vertreter beider Fraktionen jedenfalls, daß das im Bau befindliche Gemeinschaftshaus in Lichtenrade nicht nach der Widerstandskämpferin Eva Maria Buch benannt wird, die als 21jährige von den Nazis in Plötzensee hingerichtet wurde. Das 26 Millionen Mark teure Haus sei schließlich „für Tanz und Musik“ vorgesehen, so die CDU -Verordnete Marohl. Als Gegenleistung für die REP-Stimmen will die CDU einem Antrag der REPs zustimmen, den diese stellen wollen. Danach soll das Durchgangslager für Aus- und Übersiedler in Marienfelde nach Peter Fechter benannt werden, der 1962 auf der Flucht aus der DDR an der Sektorengrenze erschossen wurde. Sollen Aus- und Übersiedler dann in dem Durchgangslager nicht mehr glücklich tanzen und feiern können?

Daß die SPD- und die AL-Fraktion auf diese Entscheidung hin den Saal verließen, empört Udo Keil von der CDU: „Meistens zieht man ja aus, weil man beleidigt wurde, das war aber eine auf gutem Niveau geführte Diskussion.“ Sein Hauptargument: seit Jahren trage das Projekt jetzt schon den Namen „Gemeinschaftshaus“. „Am liebsten würden wir jedesmal rausrennen“, sagt dazu AL-Abgeordneter Wolfgang Glaubitz: „Für ein Buchprojekt der 'Geschichtswerkstatt Lichtenrade‘ bewilligt die CDU die notwendigen 2.500 Mark nicht, für ein Kleingartenfest gibt sie aber 2.000 Mark.“

diak

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