: Glanzspiel und Dämlichkeit
■ Hertha mit 3:1 gegen Alemannia an die Tabellenspitze / Beide Teams zeigten Angriffsfußball / Genußvoller Nachmittag durch Ausländerfeindlichkeit getrübt
Die alte Dame Hertha schmeißt sich wieder in Schale. Das glänzt wie zu den guten alten Zeiten von Ete Beer und Co. Mit einem erstligareifen Spiel stürmten die Herthaner an die Tabellenspitze der 2. Liga. Sie schlugen die in den letzten Spielen starken Alemannen aus Aachen im Olympiastadion mit 3:1 Toren.
Doch auch die Gäste hatten sich gut gewandet. Beide Teams zeigten, was im Fußball nicht selbstverständlich ist, nämlich angriffsfreudigen, technisch hervorragenden Fußball. Dieses schöne Freizeiterlebnis wurde allerdings entscheidend getrübt durch die absolut kotzige Dämlichkeit (welche ein für alle Mal durch „Männlichkeit“ ersetzt werden sollte, d. s.in) einiger Hertha-Fans, die die im Stadion anwesenden mehrere tausend türkischen Fans und den Aachener Trainer Mustafa Denizli mit ihren hirnlosen ausländerfeindlichen Sprüchen verunglimpften. Diese miese Einstellung prägte auch die Stimmung unter den 16.000 Zuschauern, übertrug sich aber nicht aufs Spielfeld.
Im Gegenteil: Beide Mannschaften taten das Richtige. Nämlich von Beginn an auf das gegnerische Tor stürmen.
Die Herthaner wurden in den ersten 15 Minuten von den Gästen in der eigenen Hälfte ziemlich eingeschnürt, legten aber, nachdem die Aachener in der zwölften Minute durch einen Volleyschuß in Führung gegangen waren, ihre Hemmungen ab. Vorbereitet durch ein Kombinationsspiel von Patzke, Gries und Zernicke konnten die Spitzen Kurtenbach und Kretschmer oft genug die Abwehr der Gäste durcheinanderwirbeln. Nur: Die Chancen wurden zunächst nicht genutzt. Am härtesten belastet wurden die Zuschauernerven, als Gowitzke und Kretschmer den Aachener Torwart Kan umspielt hatten und sich dann gegenseitig am erfolgreichen Torschuß hinderten. Zum Haareraufen, wenn vorhanden. Kurtenbach verhielt sich ebenso glücklos, als er mit einem 20-Meter-Schuß den Pfosten traf und dann zweimal per Kopf den Ball knapp neben das Tor setzte. Die Aachener ihrerseits waren auch nicht faul. Krella's Gewaltschuß landete in den Armen von Torhüter Junghans, auch in Zusammenarbeit mit Bunk konnte er den Hertha-Torwart nicht mehr überwinden. Wie in den letzten beiden Begegnungen drehten die Herthaner erst nach dem Pausenrückstand voll auf. Ein paar Minuten nach dem Wiederanpfiff wuselte sich Zernicke durch und spitzelte den Ball zum Ausgleich ins Netz. Danach war Hertha-Trainer Fuchs der Meinung, den Angriffsschwung seines Teams bremsen zu müssen. Trotzdem oder deshalb schafften es die Berliner diesmal, die herausgespielten weiteren Chancen auch in Tore umzusetzen. Als da wären: das 2:1 durch Halvorsen (Kopfball nach einem Freistoß von links) und das 3:1 durch Gries (nach einem langen Paß im freien Lauf voll reingeballert!).
Schmiernik
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