Räumt heute die Polizei...?

■ ...damit 140 intakte Schwesternwohnungen im Rudolf-Virchow-Universitätsklinikum abgerissen werden können

Noch nicht geräumt waren gestern bis Redaktionsschluß die beiden Schwesternwohnheime auf dem Gelände des Rudolf -Virchow-Krankenhauses, die am Freitag abend von etwa 40 Wohnungslosen besetzt worden waren. Die ehemaligen Wohnheime mit insgesamt 140 Wohnungen sollten am Samstag abgerissen werden, damit auf dem Gelände ein Laborgebäude errichtet werden kann. In der Nacht von Freitag auf Samstag hatte die Polizei auf Anordnung des „Hausrechtsinhabers“ die Gebäude geräumt und dabei die Personalien von 23 Leuten aufgenommen. Am Samstag morgen wurden die Wohnheime erneut von 30 bis 40 Leuten besetzt und der Abriß damit vorerst verhindert. Die Wohnungen sind völlig intakt - mit Ausnahme der sanitären Anlagen, die vermutlich vorsätzlich durch beauftragte Handwerker zerstört worden sind.

Die Besetzer wollen mit ihrer Aktion gegen die unsinnige Wohnungspolitik des Senats protestieren, der Wohnungslosen allen Ernstes vorschlage, in U-Bahnhöfen zu nächtigen und völlig intakte Gebäude abreißen lasse, so eine Sprecherin der Gruppe. „Wir fordern diesen Senat auf, jetzt endlich Position zu beziehen. Tagtäglich heuchelt er sein angebliches Interesse an Wohnraumbeschaffung per Presse vor. Medienwirksam werden ein paar Wohnungen beschlagnahmt, der größere Teil von uns bleibt weiter ohne Wohnraum“, heißt es in einem Flugblatt.

Eine Entscheidung über die Häuser wird für heute erwartet. Ein Polizeisprecher wollte für heute eine Räumung nicht ausschließen. Noch am Samstag hatte der Medizin-Kanzler der FU, Brückner, geäußert, daß die Gebäude weder als Studentenwohnheime noch als Unterkünfte für Obdachlose in Frage kämen. Der AStA der TU hat sich am Samstag auf Seiten der Besetzer gestellt und es begrüßt, daß die Wohnungslosen ihre Angelegenheiten nun selbst in die Hand genommen hätten. Er forderte den Senat auf, dafür zu sorgen, daß die zerstörten sanitären Anlagen instandgesetzt werden.

kd