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Ohne Geld plötzlich auf der Straße

■ Das Weddinger Projekt „FrauenOrt“ hilft kurzfristig sozial schwachen Frauen in ihrer Wohnungsnot / Noch besser wären aber richtige Wohnungen

Die Wohnungsnot trifft manche besonders hart: sozial schwache Frauen, die vor ihren prügelnden Ehemännern auf der Flucht sind, Asylbewerberinnen, die auf ihre Aufenthaltserlaubnis warten, Frauen, die gerade aus der Psychiatrie entlassen wurden. Ihnen bietet das Projekt „FrauenOrt“ im Wedding eine Anlaufstelle. Zu dem Projekt gehören seit Juli dieses Jahres drei Wohnungen, in denen Frauen in ihren akuten Notsituationen für jeweils ein halbes Jahr Zuflucht finden können.

Mit den Frauen, die sich an „FrauenOrt“ wenden, werden zunächst Gespräche geführt, um zu klären, ob sie die Kriterien des Projektes erfüllen. So müssen sie sich bereit erklären, keinen Alkohol zu trinken und sich in den Wohnungen nicht mit Männern zu treffen. „Das ist nötig, weil wir den Frauen auch Schutz bieten wollen“, sagt Gabriele Schneider, die die wohnungslosen Frauen betreut. Die Erfahrung in den Berliner Frauenhäusern hat gezeigt, daß die Männer häufig durch Bescheide der Sozial- und Jugendämter erfahren, wo ihre Frauen untergebracht sind, und sie dann bis dorthin verfolgen und verbal oder körperlich bedrohen.

Mehr als 60 Frauen haben sich seit Juli auf der Suche nach einer Wohnung an „FrauenOrt“ gewandt, nur zehn von ihnen konnte das Projekt aufnehmen. „Die Wohnungsnot“, erklärt Gabriele Schneider, „bringt unser ganzes Konzept durcheinander. Vielen Frauen wäre schon mit einer Wohnung geholfen. So müssen sie erst zum Sozialfall werden, bevor wir ihnen wirklich helfen können.“

Den Frauen bei der Wohnungssuche zu helfen, war nicht vorrangiges Ziel des Projektes. „FrauenOrt“ gehört zum Verein „Zukunft Bauen“, der seit acht Jahren mit Jugendlichen zusammenarbeitet, die keinen Schulabschluß haben. Drei Häuser hat der Verein bisher angemietet, die die Jugendlichen unter Anleitung renoviert haben und in denen sie für 2,20 Mark Kaltmiete pro Quadratmeter wohnen können. Als die Initiative nach drei Jahren auslief, hatten besonders junge Frauen große Schwierigkeiten. Auf dem Bau fanden sie keine Arbeit. Manche der Frauen wurden depressiv, nahmen wieder Drogen. Ihre Kinder kamen ins Heim. Als in dem dritten renovierten Haus noch Platz war, wurde die Idee geboren, dort für diese und andere Frauen in Not Wohnungen einzurichten. Hinzu kam dann noch das Kiezcafe „Eßbar“, in dem acht arbeitslose Frauen einen Job gefunden haben und ein Kinderladen. „FrauenOrt“ bietet ihnen außerdem eine Sozialhilfe- und Schuldenberatung an.

Finanziert werden die einzelnen Initiativen notdürftig durch Eigenarbeit, aus unterschiedlichen Senatstöpfen, durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und mit Geldern verschiedener Stiftungen. „Es stinkt mir furchtbar, daß wir hier öffentliche Aufgaben selber übernehmen müssen“, ärgert sich Heidi Depil, Koordinatorin des Frauen-Hilfe-Projektes. Eine Alternative aber sieht sie zur Zeit nicht. Die Beratungsstelle kann momentan nur mit einem Kredit bezahlt werden, den der Verein aufgenommen hat: ein wackeliges Fundament für „Zukunft Bauen“.

Ute Bertrand

Kontakt: Beratungsstelle FrauenOrt, Stettiner Straße 56 in 1/65, Tel: 494 80 16; weitere Informationen beim Verein „SO36“, beim „Frauenzimmer e.V.“ in Kreuzberg und beim Diakonischen Werk im Wedding.

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