MigrantInnen organisieren sich

■ In Bremen sind sie zu siebt / Im Dezember starten sie in Paris EG-weiten Austausch

Die Gruppe ist in Bremen entstanden, hat sieben Mitglieder, pflegt bereits Kontakte nach Frankreich und England und heißt „Die 'AusländerInnen'“. Das Wort „AusländerInnen“ ist bewußt in Anführungsstriche gesetzt. Weil die, die die Organisation gegründet haben, sich über ihren schwierigen Stand am Rande zweier Kulturen im Klaren sind: junge türkische MigrantInnen, die die bun

desrepublikanische Fremde als „Heimat“ bezeichnen. Die sieben bremischen „AusländerInnen“ wollen sich zusammentun mit MigrantInnen in England und Frankreich, um sich mit der Lage der Zuwanderer aus Nicht-EG-Staaten in der EG auseinanderzusetzen: „Das vereinte Europa will sich abschotten und auch uns Migranten, die schon in diesen Ländern leben, ausgrenzen“,

heißt es in Ihrem Ausschrei bungstext. Die Bremer „Ausländerin“ Fatma Kelkci: „Ich wünschte, daß wir Jugendliche der zweiten, dritten Generation aus den Nicht-EG-Staaten die gleichen Rechte bekommen wie die EG-Jugendlichen.“

Der Austausch mit den jungen MigrantInnen aus den arabischen Maghreb- und aus den Commenwealth-Ländern, die in England und Frankreich ihre Heimat gefunden haben, soll in vier Seminaren stattfinden: Im Dezember 1989 in Paris und 1990 in Bremen, 1991 in Birmingham und 1992 in Straßburg.

Zu den Bremer „AusländerInnen“ gehören Fatma Kelkci und Hasan Cil. Fatma Kelkci hat eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin abgeschlossen und macht jetzt das Abitur nach. Sie hat einen türkischen Paß und in der Bundesrepublik eine (unbefristete) Aufenthaltsberechtigung. Vorrangiges Ziel für sie ist jedoch nicht, daß MigrantInnen schneller einen deutschen Paß bekommen: „Daß man schlecht behandelt wird, liegt an den schwarzen Haaren. Da ist es egal, ob man einen deutschen oder türkischen Paß besitzt.“ Ihre Forderung: Muttersprachlicher Unterricht schon gleich im Kindergarten, damit die psychische und die Entwicklung der Kinder keinen Schaden nimmt: „Zur Zeit gibt es im Kindergarten nichts, die türkischen Kinder müssen sich anpassen.“ In den Schulen im Bundesland Bremen gibt es muttersprachlichen Unterricht, aber nicht als Pflichtfach, sondern als Zusatzunterricht am Nachmittag. Das türkische Konsulat bestimmt die LehrerInnen und die Inhalte. Gelehrt werden türkische Geschichte, Geographie, Religion; der Unterricht hat nur wenig Bezug zum Leben der türkische Kinder in der Bundesrepublik.

Hasan Cil, Maschinenschlos

ser mit Fachabitur, geht es um den Schwerpunkt „Kultur“. Hasan Cil: „Viele Deutsche denken, daß die Kultur der Ausländer nur aus Folklore, Giros und Köfte besteht. Und was schlimmer ist: Manche Immigranten glauben das auch.“ Er gibt zu bedenken: Die Deutschen seien spätestens ab 1992 gezwungen, mit anderen Völkern enger zusammenzuleben.

Barbara Debus

Wer sich für das Projekt interessiert, wende sich an die Kontaktadresse: Özcan Alkan / Hasan Cil, H.H.Meier-Allee 52, Bremen.