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Musikfest: „Erfolg reißt Mauern nieder“

■ Kultursenator zieht positive Bilanz des Musikfestes, aber: „Nicht nur abgehobene Einzelereignisse fördern“

„Das Bremer Musikfest war künstlerisch ein voller Erfolg“, teilte der Senator für Kultur, Horst-Werner Franke, gestern der Presse mit. Die international renommierten Künstler hätten „höchstes Niveau“ nach Bremen gebracht und damit seien Maßstäbe „auch für die Musikszene in unserer Stadt gesetzt“. Finanziell seien die Konzerte - abgesagte ausgenommen - insgesamt zu 50% verkauft gewesen, was einem guten Durchschnitt entspreche. Die 1 Million Mark, die zur Deckung der Planungsdefizite unmittelbar vor Fest-Beginn als Bürgschaft aus dem Bildungs-Etat versprochen waren (Franke: „Ich hatte da keine große Wahl mehr“), werden auch voll in Anspruch genommen. Das Musikfest kostet so insgesamt 2,3 Millionen Mark. Ob ein ähnliches Musikfest allerdings noch einmal stattfinden wird und ob es zu einer regelmäßigen Einrichtung in Bremen werden kann, das ist noch völlig offen. Franke nannte mehrere Voraussetzungen, an die die von ihm gewünschte Kontinuität geknüpft ist: „Da wir bereit sind

zu lernen, kann und sollte das Bremer Musikfest fortgeführt und zu einer ständigen Einrichtung werden.“

Die erste Voraussetzung hängt am Gelde. Denn weder ist absehbar, ob und in welcher Höhe die sog. „Kuratoriums -Gelder“ aus den Kabelgroschen wieder zur Verfügung stehen, noch will Franke ein zweites Mal mit Etat-Mitteln in die Bresche von Fehlplanungen springen. Die dritte Quelle beim ersten Musikfest - Sponsoren-Gelder - war aber gering, daran sei wohl die kurzfristige Planung Schuld, meinte der Senator. In den nächsten Monaten soll also mit Sponsoren geredet werden, andererseits müsse man, meinte Franke, „weg von der ad hoc-Finanzierung“ hin zu einem „festen Rahmen“ im Haushalt.

Als inhaltliche Voraussetzung müsse eine „Vernetzung mit der Musikszene vor Ort“ stattfinden. In diesem Jahr blieb „eine, die ganze Stadt elektrisierende, Wirkung versagt“. Es sei „nicht gelungen, das Musikfest in und mit Bremen selbst fest zu verankern und eine Identifizierung der Be

völkerung, der Stadt insgesamt und vor allem der Bremer Musikszene mit dem Fest“ herbeizuführen. Dadurch war auch die beabsichtigte Wirkung nach Innen, nämlich eine „gewisse provinzielle Enge und Mittelmäßigkeit zu überwinden“, bisher nicht gelungen.

Als Ursache dafür konnte der Senator nur „Animositäten“ ausmachen. Der künstlerische Leiter des Festes, Thomas Albert, sprach von „Mauern“, die ihm bei seinem Bemühen um Kooperation mit der bremischen Kultur-Landschaft entgegengestanden hätten. Da die kulturelle Szene finanziell ausgetrocknet sei, haben man ihn sofort mit hohen Forderungen konfrontiert. Die Kooperation mit dem Filmbüro dem waren 20.000 Mark für ein vom Musik-Fest weitgehend unabhängiges Film-Programm überlassen worden - sei ein „Musterbeispiel, wie es hätte laufen können“. Der Vertreter des Musikfest-Vereins Stefan Seifritz, langjähriger Bremer Bausenator und nun in der Kulturpolik aktiv, brachte es auf ein einfaches Bild: „Erfolg reißt Mauern nieder.“ Franke meinte dazu, die angestrebte Vernetzung dürfe nicht darin bestehen, daß der Bremer Musik-Szene mit Geld der Mund gestopft würde.

Mehr Kultur, mehr Geld

Mehr Geld für die alltägliche Bremer Kulturarbeit will auch Kultursenator Franke: „Abgehobene Einzelereignisse können nicht die

Kulturpolitik einer Stadt prägen“ und wer für ein Musikfest sorgt, „muß auch für das andere sorgen“. In den Haushaltsberatungen für 1990 seien einige Einzelposten verbessert worden, konnte Senatsdirektor Hoffmann berichten, aber ein „Durchbruch“ sei

nicht erreicht: „Wir brauchen auf einer breiten Front zusätzliche Mittel“. Und Franke präzisierte: „Der nächste Haushalt entspricht noch nicht den Vorstellungen des Senators für Kultur. Für ein Musikfest steht da noch kein Pfennig.

K.W.

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