: Die „Heilige Geistin“ muß ein Mann bleiben
■ Feministische Theologie: Künftige Superintendentin des Weddings soll ihr Amt wegen Ketzerei nicht antreten dürfen
Vater, Sohn und Heiliger Geist müssen Männer bleiben. Bischof Martin Kruse ist aufgefordert worden, von der Einführung der Pfarrerin Erika Godel am kommenden Sonnabend in das Amt als Superintendentin des Weddings abzusehen und fordert ein Lehrbeanstandungsverfahren einzuleiten.
Die konservative Gruppierung „Evangelische Sammlung Berlin“ wirft ihr jedenfalls in einem Schreiben vor, sie habe in der Zeitschrift 'Radius‘ der evangelischen Akademikerschaft „ostentativ“ noch vor ihrer Amtseinführung einen „provokativen Artikel“ mit der Überschrift „Die Heilige Geistin“ veröffentlicht. Hier plädiere sie für neue Offenbarungen des Geistes durch Frauen und definiere den Heiligen Geist Gottes als weibliche Aussage der Trinität.
Die theologisch konservative „Evangelische Sammlung Berlin“ beruft sich auf ein Schreiben der Konferenz bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands an Bischof Martin Kruse und die Berliner Kirchenleitung, in dem „die öffentliche und ostentative Herabsetzung von Lehre und Bekenntnis der Kirche“ als „nicht hinnehmbar“ bezeichnet wird. Die Ordinationsverpflichtung einerseits und auch das Gelöbnis von Personen in kirchenleitenden Ämtern und Institutionen andererseits zwinge allerdings zu „sofortigem Handeln“.
Die „Evangelische Sammlung“ wollte sich nicht damit zufriedengeben, daß „dem Vernehmen nach“ Bischof Kruse in einem längeren theologischen Briefwechsel mit Erika Godel eingetreten sei, nachdem einige Mitglieder des ständigen theologischen Ausschusses der Berliner Regionalsynode eine schnelle Verhandlung dieser Angelegenheit verlangt hatten. Sie erwartet, daß sofort Maßnahmen „gegen häretische (ketzerische) Lehrmeinungen ergriffen“ werden.
Erika Godel, die als engagierte Verfechterin der feministischen Theologie gilt, hatte in ihrem umstrittenen Artikel erklärt, daß sich die Bewegung der Frauen in der Kirche auf die Heilige Geistin beruft, weil sie entdeckt, daß die Gegenwart des Geistes Gottes „in jeder Frau ist, die sie inspiriert mit ihren jeweils eigenen persönlichen Gaben und Möglichkeiten, in ihrem Kontext zu leben und sich als Abbild Gottes zu entfalten“. Mit dem Glauben der Frauen an die Heilige Geistin wachse ihr Unglauben an Grenzen.
epd
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