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BIZ: Mehr West-Geld für Osteuropa

■ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich: Rückgang bei Krediten an China und Lateinamerika / DDR löst Guthaben im Westen auf / Mexiko und Argentinien: Schuldenabbau durch Umwandlung

Basel (dpa) - Die Banken der westlichen Industrieländer haben an die Länder Osteuropas „erheblich mehr Kredite“ vergeben. Gleichzeitig floß weniger Geld für China im Zuge der politischen Unruhen. Auch die Ausleihungen an Lateinamerika schrumpften weiter im Laufe der Schuldenkrise. Das geht aus dem neuen Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ/Basel) hervor, der sich mit den Bankgeschäften im zweiten Quartal 1989 beschäftigt.

Die Kredite an Osteuropa nahmen im ersten Halbjahr 1989 um 5,5 Milliarden Dollar zu. Im zweiten Quartal waren es 2,6 Milliarden Dollar, darunter allein 1,7 Milliarden für die UdSSR, 500 Millionen an Bulgarien und 400 Millionen an die DDR. Die DDR zog gleichzeitig 700 Millionen Dollar ihrer Einlagen bei den westlichen Banken ab, während die UdSSR diese um 500 Millionen Dollar aufstockte.

Das Bankgeschäft mit China fiel laut BIZ im Zusammenhang mit den dortigen politischen Unruhen stark ab. China zog im zweiten Quartal von seinen Einlagen 3,8 Milliarden oder 18 Prozent ab und zahlte gleichzeitig 1,2 Milliarden Dollar von seinen Schulden zurück. Der „bei weitem stärkste Rückgang“ der Bankkredite entfiel auf Lateinamerika. Das Minus betrug im ersten Halbjahr 8,3 Milliarden Dollar, davon 5,3 Milliarden allein im zweiten Quartal. Darin spiegelt sich nach Angaben der BIZ zum Teil „eine Beschleunigung der Verkäufe ausstehender Schulden an Sekundärmärkten durch die Banken wieder, ebenso auch Schuldenumwandlungen“. Im einzelnen sanken im zweiten Quartal die Forderungen an Mexiko um weitere 1,3 Milliarden auf 65,2 Milliarden Dollar. Das Minus bei Argentinien betrug 1,6 Milliarden Dollar, bei Brasilien 600 Millionen Dollar, bei Chile 700 Millionen auf weniger als zehn Milliarden Dollar. Bei Brasilien spielte ein Umschuldungsprogramm eine Rolle, bei Chile die Schuldenumwandlungen.

Insgesamt hatten Entwicklungsländer, die Opec und die Länder Osteuropas Ende Juni bei den Banken der BIZ-Länder 690,6 Milliarden Dollar ausgeliehen. Darunter dominierte Lateinamerika mit 202,2 Milliarden, gefolgt von der Opec mit 124,1 Milliarden sowie Osteuropa mit 87,5 Milliarden Dollar.

Der BIZ gehören alle europäischen Notenbanken - mit Ausnahme der Zentralbank der DDR, der UdSSR und Albaniens an sowie die Notenbanken der USA, Japans, Kanadas, Australiens und Südafrikas.

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