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Krimis mit Rückmeldung

■ Das Bremer Autorenpaar Jürgen und Marita Alberts stellte seinen neuen Krimi vor

Ein Ehepaar schreibt ein Buch. Weh dem, der Böses drüber denkt. Denn das Motto: „Er ist Literat und seine Frau schreibt auch“ gilt bei Marita und Jürgen Alberts nicht. Bei den Alberts gilt : Einer schreibt, eine schreibt nicht, sondern liefert Daten, Fakten, Hintergründe. Am Donnerstag stellten beide in der Büchergilde Gutenberg der Presse ihren neuen Krimi vor, schon den drit

ten, Tat- und Handlungsort Patros, daher der Titel „Gestrandet auf Patros“.

Was wir wissen wollen, fragt Marita Alberts, vielleicht, wie ein Ehepaar ein Buch schreibt? Genau. Also: Angefangen hat alles mit einem Segelflieger über der Algarve, am einsamen Spaziergang-Strand, also da, wo die beiden sich gerade weit von der belebten Zivilisation entfernt ha

ben. Wenn man jetzt aus dem Segelflieger heraus erschossen würde, wer würde einen da finden? Die Beklemmung gebiert eine Idee, der erste Krimi wird abgemachte Sache und heißt „Tod in der Algarve“. Marita Alberts recherchiert Politik, Historie, Zeitgeschehen, Folklore und trägt dies im Umfang einer Examensarbeit zusammen, erinnert sie sich an die Anfänge, und Jürgen

Alberts erfindet dazu die Gestalten und die Handlung und schreibt alles auf.

Das Bücherschreiben ist eine undankbare Sache, mit viel weniger Rückmeldung als in ihrem eigentlichen Lehrerinnenleben, findet sie, und er, alter Autor-Hase, hört seiner Frau aufmerksam zu, wo gibt es das schon? Und überhaupt, sich dann vom kriminellen Endprodukt zu trennen, sie könnte das eigentlich nicht, auch nach viermaligem Korrekturlesen blieben Restzweifel.

Ihr neuer Krimi handelt, nach Algarve und Toscana (der zweite), nun von Rucksacktouristen auf einer griechischen Insel. Weil aber Rucksacktouristen und ihre Ignoranz gegenüber den fremden Lebensformen nicht als krimineller Faden ausreichen, gibt es noch den Zweitstrang einer Soziologin, die auf Spurensuche nach ihrem Vater, Kommandant des Strafbataillons 999, geht.

Jürgen Alberts will, für sein Teil, auch mit diesem Krimi das Genre Kriminalroman literarisch erweitern. Untypisch, so der anwesende Verleger'sei auf jeden Fall, daß es kein typisches „whodunit“ gebe, sondern die Ermittlung auf der soziopädagogischen Basis von 68 funktioniere. Claudia Kohlhas

J. & M. Alberts „Gestrandet auf Patros“, grafit-Verlag, 14.80 DM.

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