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Eigentum ausgeklammert

In Sachen Ökonomie nur Unkonkretes aus der DDR  ■ N O C O M M E N T

Wollen haben sie schon gekonnt, nur dürfen haben sie sich nicht getraut - so ähnlich könnte man die politische Perspektive umreißen, die ein Wirtschaftsprofessor für das SED-Parteiblatt 'Neues Deutschland‘ entworfen hat. Unternehmungsgeist, Interessen und Motive sollen schöpferisch freigesetzt werden, aber die zentrale Planung nicht preisgegeben werden. Und ein Rückzug des Staates aus der Wirtschaft soll nicht stattfinden.

Nicht nur der professorale Artikel im 'Neuen Deutschland‘, eigentlich fast alle Beiträge in den DDR-Medien zeigen, daß offenbar sämtliche Wirtschaftsfachkräfte in der DDR jetzt rettungslos überfordert sind. Es kommen nur allgemeine Spruchblasen heraus, die sich auf den einen Nenner bringen lassen: Alles soll besser werden, und man will alles richtig machen.

Was nicht nur Morgenstern völlig außer acht läßt, aber in Windeseile auf der Tagesordnung stehen wird: die Frage des Privateigentums an Produktionsmitteln in der DDR. Dies betrifft nicht nur das eigentlich selbstverständliche Recht jedes einzelnen, eine Kneipe oder einen Friseurladen aufzumachen. Soll das Eigentum an größeren Einheiten - im Zuge von Joint-ventures - nur Ausländern vorbehalten und ansonsten alles in „volkseigener“ Hand bleiben? Das kann wohl kaum der neue Sozialismus sein.

Der Geist der letzten 40 Jahre spricht aus dem Munde von Professor Morgenstern, wenn er meint, die Motivation im Wirtschaftsprozeß fördern zu müssen, die Eigentumsfrage aber noch nicht einmal zu erwähnen. Herauskommen kann dann nur ein bürokratisches Prämiensystem, was nun allerdings auch alles andere als neu ist und sich schon gar nicht bewährt hat.

Wo sind sie, die Vorschläge zur Überführung der Betriebsstätten ins Eigentum der Belegschaften, die dann selbst über ihr Leitungssystem sowie die Verwendung der Gelder befinden werden und sogar das Recht haben, Pleite zu machen?

Ulli Kulke

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