DDRlerInnen in Pfarrhäuser und Kasernen

■ Flüchtlinge müssen vorerst nicht in die Bunker

Dreimal hat Sozialsenator Henning Scherf die BürgerInnen und die internationalen Fernsehteams aufgescheucht, weil er nicht mehr wußte, wohin mit den Flüchtlingen. Zunächst verkündete er einen dreitägigen Aufnahmestopp. Dann machte Scherf den spektakulären Vorschlag, die Hälfte der Soldaten in Urlaub zu schicken, um die Flüchtlinge in den Kasernen schlafen zu lassen. Schließlich drohte er an, die Bunker würden in Betrieb genommen, um Aus- und ÜbersiedlerInnen aufzunehmen - mangels besserer Alternativen.

Bei den Wohlfahrtsverbänden wird seine „Bunkerlösung“ nicht als „Panikmache“ oder „Versuchsballon“ gewertet. Pastor Manfred Schulken vom Diakonischen Werk: „Die Situation in der vergangenen Woche war auch nach meiner Einschätzung außerordentlich dramatisch.“

Die „Bunkerlösung“ ist, so Scherfs Sprecher Werner Alfke gestern, „für diese Woche vom Tisch“. Zahlreiche Plätze zum Übergangs-Wohnen taten sich auf: Der „Bundeswehr-Standort Bremerhaven“ bot 480 Plätze an. Die Soldaten sollen zusammenrücken: Sechs Mann pro Stube

anstatt wie bisher drei. Weil sich die Lage übers Wochenende entspannt hatte, ist der „Standort Bremerhaven“ derzeit nicht mehr in Bereitschaft. In der „Wilhelm-Kaisen-Kaserne“ ist Platz für 250 Aus- und ÜbersiedlerInnen.

Der Arbeiter-Samariter-Bund bietet 650 Plätze an, davon 60 in der „Schleuse“, der Notunterkunft für die ersten Nächte in Lesum. 29 evangelische Kirchengemeinden, so Schulken gestern, wollen „knapp 400 Plätze“ bereitstellen, in Pfarrhäusern, in Schwesternstationen, in Gemeindeheimen außerhalb Bremens.

Zudem: Die halbverfallene Hals-Nasen-Ohren-Klinik wird wieder hergerichtet, das Behörden-Raumkonzept steht zur Disposition, und das Lloyd-Hotel beim Hauptbahnhof wird angemietet. Fest steht aber noch nicht, ob das Lloyd-Hotel für AsylbewerberInnen zur Verfügung gestellt wird, denen es ebenfalls an Wohnraum mangelt und für die es, falls sie am Wochenende oder abends ankommen, keine Anlaufstelle, keine „Schleuse“ gibt. Sie müssen im Zweifelsfall die Nacht zwar nicht im Bunker, dafür aber in der Bahnhofshalle oder im Park verbringen.

B.D.