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Zurück in die 50er

Zu den neu belebten Autobahnplänen  ■ K O M M E N T A R

Die Mauer zerbröselt, doch die Bretter vor dem Kopf bleiben. Angesichts der neuen stadtpolitischen Situation wollen fast - alle das, was sie schon immer wollten. Die AL will das Deutsche Historische Museum und den Übergang Schichauweg nun erst recht kippen, und die CDU will - jetzt oder nie neue Autobahnen bauen. Und SPD-Bausenator Nagel? Auch er kann den Unterschied zwischen Provinz und Metropole offenbar nur als die Differenz zwischen Verkehrsberuhigung und Autobahn buchstabieren. Das anmutige 50er-Jahre-Design der in die Stadt tuckernden Trabis scheint den SPD-Politiker zu inspirieren, nun die verkehrspolitischen Ideen desselben Jahrzehntes hervorzuholen und mit neuen Autobahnen auf die 400.000 in Ost-Berlin registrierten Autos und Motorräder zu antworten.

Daß jede neue Schnellstraße den Autoverkehr beschleunigt und gleichzeitig der S-Bahn eine übermächtige Konkurrenz schafft, diese schlichte Wahrheit wird aber auch durch offene Grenzen nicht davongeblasen. Eine Autobahn schafft schließlich immer dort Probleme, wo sie plötzlich aufhört eine Verlängerung verschiebt dieses Problem nur von Neukölln nach Treptow.

Eigentlich ist es eine Lachnummer. Während US-Städte daran denken, Autos ganz zu verbannen und selbst aufgeklärte Automanager die autofreie Stadt propagieren, will der West -Berliner Bausenator - im Verein mit den Berliner Spediteuren - dem Autoverkehr neue Betonschneisen zu Füßen legen. Ausgerechnet in dem Moment, in dem West-Berlin nach einigen Jahrzehnten erstmals wieder Großstadt werden könnte, zeigt sich, wie wenig die Stadt dem eigenen Anspruch gerecht wird, Metropole zu sein.

Hans-Martin Tillack

(siehe Artikel S.24)

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