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Privatsekte beerdigte tote Frau nicht

■ Zwei Töchter aus Ost-Berlin fanden ihre Mutter bei Besuch tot auf / Sie hatte zwei Jahre tot in ihrem Bett gelegen

Die Öffnung der Grenzen brachte es an den Tag: Zwei 48 und 53 Jahre alte Schwestern aus Ost-Berlin, die am Dienstag ihre Mutter besuchen wollten, fanden diese als skelettierte Leiche vor. Die 81jährige Hedwig M. hatte seit zwei Jahren tot in ihren Haus im Mauschbacher Steig in Wittenau im Bett gelegen. Mit dem Leichnam im Haus gelebt hatten ein 34jähriger Enkel und eine befreundete Familie. Sie beriefen sich gegenüber der Polizei darauf, daß sie und die Verstorbene einer Sekte namens „Christus-Gemeinde“ angehörten und Hedwig M. auf ihren eigenen Wunsch hin nicht beerdigt hätten.

Der Mauschbacher Steig ist eine gepflegte Straße nahe dem Märkischen Viertel, in der bis auf wenige Ausnahmen nur kleine Villen stehen. Der Rasen des Grundstücks der Hausnummer 27 ist kurz geschnitten, am Eingang neben der Tür und hinter den gerafften Gardinen an den Fenstern stehen Grünpflanzen. Die Klingel scheint abgestellt oder ist so leise, daß sie von außen nicht zu hören ist.

Daß niemand öffnet, ist nach Angaben eines Nachbarn ganz normal: „Die Schwestern aus Ost-Berlin haben, bevor sie selbst kommen konnten, öfters einen Boten geschickt, der eine Lebensbescheinigung der Mutter holen sollte. Dem wurde auch nie geöffnet“.

Der Nachbar ist nicht aus Sensationslust so mitteilsam, sondern weil ihm das Entsetzen noch so in denm Gliedern sitzt: Die Töchter hatten von seinem Telefon aus die Polizei benachrichtigt. Als der Nachbar vor 17 Jahren in die Straße zog, wohnte Hedwig M. schon dort: „Sie war eine aparte Frau, genauso gepflegt wie der Rasen“, erzählt er.

Natürlich sei es den Anwohnern aufgefallen, daß sich die alte Dame schon lange nicht mehr gezeigt hatte. Da sie aber mit ihrem Enkel und den Untermietern - dem Beamten bei einer Abteilung für Hundesteuer, E., seiner Frau und zwei annähernd volljährigen Töchtern - sehr zurückgezogen gelebt und keinen Wert auf Kontakt gelegt habe, habe man sich lediglich einmal bei ihren Mitbewohnern nach ihr erkundigt. „Dann hieß es, sie ist sehr krank und bettlägerig, aber der E. pflegt sie.“ Daß alle in dem Haus Nummer 27 Lebenden Mitglieder einer Sekten gewesen sein sollen, sei in der Straße nicht bekannt gewesen.

Ein Sekte namens „Christus-Gemeinde“ ist in Berlin nicht bekannt. Die Polizei hat inzwischen jedoch „Anhaltspunkte“ dafür, daß es sich um eine Privatsekte handelte und daß die Verstorbene so „eine Art Vorsitzende“ war. Weil in den Haus etliche sauber gebündelte Tausender gefunden wurden, wird gegen den Beamten E. jetzt wegen Verdachts der Unterschlagung ermittelt: E. hat mit einer Vollmacht regelmäßig die Rente der Verstorbenen abgeholt, um sie im Haus „bis zu ihrer Wiederauferstehung“ zu stapeln. Der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Gandow, kennt die Sekte zwar nicht. Er weiß aber, daß andere Gruppen, die „nach außen hin auch einen völlig normalen Eindruck machen“, bisweilen lehrten: „Der Tod ist nur Einbildung, in Wirklichkeit schlafen die Verstorbenen nur.“

plu

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