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go Margot go

■ Ein Bildungsroman von Dubski und Preiß

4. Der Rat der Alten

Margot stand nun auf der Straße, die sie zuerst gar nicht wahrnahm. Wegen der vielen Eindrücke hatte sie sich in einen Berg zurückgezogen, einen Berg einander widersprechender Gefühle. Eine ältere Dame tauchte auf. Als sie Margot erblickte, schüttelte sie sich wie ihr Hund. Bald darauf hielt sie an der einen Hand Margot, der anderen eine Flasche „Jacoby“, und so, zu dritt, gingen sie dem frühen Morgen entgegen. Jetzt koof ma noch 'ne Mottenpost, sagte die Alte, und denn ab inne Kiste.

In der Wohnung fiel Margot fast sogleich in weichen Schlaf. Der vielfach übereinandergeschichtete Teppichbelag, die heruntergezogene Zimmerdecke, die Abwärme feuchter Hundehaare und das durch Staub, Rauch und Gardinen gefilterte braune Licht, umhüllten ihre schläfrig-wirren Traumüberlegungen: Sie stand an der Theke, und Hudson fuhr in einem zahlenverzierten (Schnitt 3,5) Opel Kapitän um ihr Whiskyglas, aus dem ihr ihre Freundin zurief: Immer feste uff die Platte, immer feste uff die Platte. Und jedesmal, wenn sie dann das Glas auf die Theke knallte, hupte Hudson und klagte mit dünner Stimme: Wenn Außen und Innen ansprechen, warum dann nur für ein paar Tage?

Es war nicht der Whisky, der sie, ihre Lippen benetzend, schließlich aufweckte, sondern eine leckende Zunge, und an der Zunge hing ein Hund, und der Hund zog sie nach draußen, und die Verkäuferin erkannte den Hund und so packte sie für Margot ein: zwei Flaschen Cola, „Bacardi„-Rum, eine Tüte „Chio„-Chips und zwei Dosen Fleisch. Es war nicht sehr teuer und sollte für das Wochenende der Alten mit dem Hund auf der Flimmerkautsch genügen, da Margot nur noch fürein'n Happ'n blieb und nunmehr getauft beginnen konnte, das Entscheidende zu erwarten - die Alte aber schenkte ihr drei Sätze: Schlafen kannst du, wenn du tot bist, murmelte sie, Alkohol ist keine Lösung, kicherte sie, zog Margot schließlich an sich und schrie: Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden! Fortsetzung folg

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