: „Es wird eng werden auf den Ämtern“
Bernd Lindemann, Vorsitzender der Deutschen Postgewerkschaft Berlin, zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes in den Postämtern / Extraschalter für West-Berliner ■ I N T E R V I E W
taz: Werden die Postämter durch das Auszahlen des Begrüßungsgeldes ähnlich blockiert sein wie die Banken?
Lindemann: Es gibt auch bei uns das Problem, daß sich die Postkunden gestört fühlen, weil sie nicht an die Schalter 'rankommen, besonders bei den kleinen Ämtern. Aber mit gutem Willen werden wir diese Einschränkungen vorübergehend in Kauf nehmen.
Bewältigen Sie die Begrüßungsgeld-Auszahlung mit Ihrem Personal?
Wir wollen alle personallen Möglichkeiten nutzen, und legen Wert darauf, daß auch Beamte aus dem Verwaltungsdienst und der Landespostdirektion eingesetzt werden. Und die Aushilfskräfte, die sonst nur zur Monatswende da sind, sollen jetzt mit zur Verfügung stehen.
Sitzen Sie dann auch hinterm Schalter?
Auch wir sind überall unterwegs. Beispielsweise hatten wir letztes Wochenende zu klären, daß Toiletten-Container vor den Ämtern aufgestellt werden, auch die Personalräte und Gewekschaftsvertreter sitzen also nicht zu Hause.
Wie haben die Postämter ab jetzt geöffnet?
Die Schalter sind an beiden Wochenendtagen von 8 bis 18 Uhr geöffnet, bei kleineren Ämtern ab 9 Uhr.
Können Kollegen die geleisteten Überstunden noch vor der Weihnachtsszeit mit Freizeit ausgleichen?
Wir wollen, wenn irgend möglich, Freizeitausgleich vor Jahresende gewähren. In Ausnahmefällen muß man das im neuen Jahr abwickeln. Da will ich gleich hinzufügen, daß es auf Dauer nicht so bleiben kann, daß die Post die samstags und sonntags ganztags öffnet. Das wäre eine Gefährdung der Gesundheit unser Schalter-Kräfte.
Leidet jetzt Ihre Glaubwürdigkeit bei ihren Argumenten gegen den Dienstleistungsabend, weil die Postämter zeigen, daß sie Mehrarbeit leisten können?
Die Postler haben schon immer bewiesen, Arbeit, die über das normal zu Bewältigende hinausgeht, zu leisten, beispielsweise zu Weihnachten. Ich würde aber davon die Diskussion um den Dienstleistungsabend trennen. Die Auszahlung des Begrüßungsgeldes ist eine Ausnahme. Der Dienstleistungsabend ist von der Nachfrage her nicht zu rechtfertigen, die Ämter haben zum Teil noch nicht einmal die Kosten für das Licht verdient.
Was raten Sie Ihren Kunden für die kommenden Tage?
Die sollten die Postämter an frühen Stunden meiden, da bilden sich schon sehr lange Schlangen, und möglichst auch nicht kurz vor Feierabend. Die günstigste Zeit ist kurz nach der Mittagspause. In einigen Innenstadtämtern gibt es auch Extraschalter nur für West-Berliner. Ab Freitag nachmittag und am Sonnabend wird es ganz erhebliche Probleme bei den Postämtern geben.
Interview: Dirk Wildt
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