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Mit Fahnen und Ballons für den Staat Palästina

■ „Nationalfeiertag“ in den besetzten Gebieten / Israelisches Militär verhängte Ausgangssperre über 500.000 Menschen

Jerusalem (afp/taz) - Über 500.000 Palästinenser waren am Mittwoch anläßlich des ersten Jahrestages der Proklamation des Staates Palästina von einer Ausgangssperre betroffen. Damit wollte das israelische Militär öffentliche Freundenkundgebungen und Demonstrationen verhindern. Die „Vereinigte Führung“ der Intifada hatte in ihrem 48. Kommunique den Mittwoch zum „Nationalfeiertag“ erklärt und die Bevölkerung aufgerufen, ihn mit Gesang, Tänzen und Festzügen zu begehen.

Im Gaza-Streifen verhängten die israelischen Behörden eine Ausgangssperre über alle Flüchtlingslager sowie mehrere Orte oder Stadtteile. In der Westbank waren Ramallah, El-Bireh und Naplus mit den benachbarten Flüchtlingslagern und die Lager Kalandya, Jalazoun, El Amari, Dheisheh und Aida betroffen. Trotz dieser Maßnahmen wurden palästinensische Fahnen gehißt und Autos mit Luftballons und Olivenzweigen geschmückt. Bei mehreren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurden neunzehn Palästinenser durch Schüsse der Soldaten verletzt. Bei seit Tagen andauernden Verhaftungen wurden nach Angaben aus palästinensischen Kreisen etwa 300 Palästinenser festgenommen. Berichten von Pressekorrespondenten zufolge war der Zugang zu den meisten Orten der Westbank und des Gaza-Streifens abgesperrt und von israelischem Militär bewacht. Für die nächsten Tage hat die Aufstandsführung zu verstärkten Konfrontationen mit der Besatzungsmacht aufgerufen. Am 19. November soll ein Generalstreik stattfinden.

PLO-Chef Yassir Arafat beklagte anläßlich des Jahrestages, daß Israel seine „Friedensbotschaft“ nicht begriffen habe. „Wir hofften, daß die Israelis verstehen würden (...), daß wir in Freiheit auf einem freien und unabhängigen Territorium leben wollten, damit die Wiege der Religionen (Jerusalem) wieder ein Ort des Friedens wird“, erklärte Arafat. Die Israelis aber seien verblendet worden durch ihren Haß und ihre Gier, die Besatzung fortzusetzen.

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