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Neuer Justizskandal

■ Britische Polizei fälschte auch Geständnisse von Hooligans / Graphologe bezweifelt schriftliche Aussagen: Freispruch

Dublin (taz) - Die britische Polizei hat nicht nur bei Verhören angeblicher „irischer Terroristen“ wie der „Guildford Four“ die Geständnisse der Angeklagten gefälscht. Am Donnerstag wurden vor einem Londoner Berufungsgericht drei Fußballfans freigesprochen, die 1987 zu insgesamt 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. Den Angeklagten vom Fanklub „Chelsea Kopfjäger“ war Gewalt gegen rivalisierende Fans vorgeworfen worden. Lordrichter Lane sprach die Angeklagten jedoch frei, nachdem ein Graphologe Zweifel an der Echtheit der schriftlichen Geständnisse geäußert hatte, die dem Gericht von einer geheimen Einsatzgruppe vorgelegt worden waren. Bereits in der vergangenen Woche hatte Lord Lane den 31jährigen Ramon Canale freigesprochen. Canale war im Januar 1988 wegen Diebstahls und Waffenbesitzes zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Lane stellte jedoch fest, daß das mobile Einsatzkommando der metropolitanen Polizei die Verhörnotizen nach Canales Festnahme gefälscht hatte. Er sagte, die Polizei habe eine „zynische Mißachtung der Regeln und eine bedauernswerte Einstellung“ an den Tag gelegt.

Scotland Yard erwägt, eine Untersuchung gegen zwei der beteiligten Beamten einzuleiten.

Ralf Sotscheck

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