piwik no script img

Verfall der DDR-Mark

Kurs bei 1 DM für 20 DDRM / Schärfere Zollkontrollen  ■ Mit dem Ausverkauf auf Du und Du

Berlin (ap/afp) - Die neue DDR-Regierung will den Schmuggel mit der Landeswährung unterbinden: Finanzministerin Uta Nickel kündigte am Wochenende „Sofortmaßnahmen“ gegen den Verfall der Ost-Mark an. Gleichzeitig appellierte Ministerpräsident Hans Modrow an die Bürger des Landes, ihr hart verdientes Geld „im Westen nicht wegzuwerfen“. Er verwies darauf, daß der Kurs der Mark der DDR nach Öffnung der Grenzen auf bis zu 1:20 im Verhältnis zur D-Mark gesunken sei, und bezeichnete das als „übelste Spekulation“. Inzwischen haben Grenzer bei Stichprobenkontrollen an den Übergängen nach West-Berlin bei Ausreisenden Beträge bis zu 9.000 DDR-Mark entdeckt und beschlagnahmt. „Manche haben anscheinend ihr ganzes Sparkonto ausgeräumt, um ihr Geld im Westen auf Teufel komm raus in harte Devisen umzurubeln“, meinte ein Zollbeamter am Westberliner Checkpoint Charlie am Sonntag.

„Wir werden gegen Spekulationen mit Geld und Waren schon in den nächsten Tagen vorgehen“, hatte die neue Finanzministerin Nickel (SED) im Anschluß an die konstituierende Sitzung der Regierung angekündigt. Als „längerfristiges Ziel“ nannte sie eine konvertierbare Währung. Der mögliche Ausverkauf der DDR sei eine Frage, die „sehr viele bewegt“, sagte Nickel. Sie machte keine Angaben darüber, wie die Sofortmaßnahmen gegen einen Verfall der Währung aussehen werden. Ihr Hinweis, dabei handle es sich um eine „Zollfrage“, läßt den Schluß zu, daß die seit der Öffnung der Grenzen für DDR-Bürger relativ großzügige Abfertigungspraxis zu Ende geht. Neben Maßnahmen gegen Währungsspekulation kündigte Nickel auch eine Reform des subventionierten Preisgefüges an. Einsparungen seien für alle Bereiche einschließlich des Verteidigungshaushaltes ins Auge gefaßt. Ausdrücklich ausgenommen hat die Finanzministerin die subventionierten Mieten, die ein Element sozialer Gerechtigkeit darstellten, das nicht zur Disposition stehe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen