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Meinungsumfrage: Neues Forum vorn

■ Meinungumfrage unter DDR-Bürgern ergibt Mehrheit für Neues Forum / Auch „Wiedervereinigung“ ist populär

Hamburg (afp/ap) - Die Oppositionsbewegung „Neues Forum“ würde bei freien Wahlen in der Deutschen Demokratischen Republik als stärkste politische Kraft in die Volkskammer einziehen, die Sozialistische Einheitspartei (SED) hingegen nur auf Rang drei landen. Dies ergab eine Umfrage, die das Dortmunder Meinungsforschungsinstitut Forsa bei 2.180 DDR -BürgerInnen an elf deutsch-deutschen Grenzübergängen vornahm. Danach würde das Neue Forum, falls jetzt Neuwahlen stattfänden, 22 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Als zweitstärkste Kraft würde die Liberal-Demokratische Partei (LDPD) mit fünfzehn Prozent aus den Wahlen hervorgehen. Die SED könnte hingegen nur mit 14 Prozent rechnen. Die Ost-CDU brachte es bei der 'Stern'-Umfrage auf zwölf, die neugegründete Sozialdemokratische Partei (SDP) auf zehn Prozent. 22 Prozent der Befragten machten keine Angaben.

Auf die Frage nach dem künftigen Wirtschaftssystem der DDR plädierten 41 Prozent der DDR-BürgerInnen für ein marktwirtschaftliches System nach dem Vorbild der Bundesrepublik. 32 Prozent sprachen sich für ein Mischsystem aus, und nur 24 Prozent wünschten sich ein reformiertes sozialistisches System. Erheblich mehr ältere als jüngere DDR-BürgerInnen sprachen sich für ein marktwirtschaftliches System aus. Während die Quote bei den über 60jährigen 52 Prozent erreichte, lag sie bei den 18 bis 25jährigen bei 30 Prozent. Eine Mehrheit für die Beibehaltung eines sozialistischen Systems fand sich nur unter den AnhängerInnen der SED.

61 Prozent der Befragten sprachen sich für die Wiedervereinigung aus, 29 Prozent lehnten sie ab. Von den über 60jährigen wünschten sich 77 Prozent die Wiedervereinigung, von den 18 bis 29jährigen hingegen nur 47 Prozent.

In einer Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen haben sich rund 81 Prozent der BundesbürgerInnen für finanzielle Hilfen ohne Einschränkungen an die DDR ausgesprochen. Die Umfrage bei 1.017 repräsentativ ausgesuchten Wahlberechtigten ergab ferner, daß 70 Prozent der Befragten eine „Wiedervereinigung“ befürworten würden.

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