: Stille Mahnung, laute Kritik
■ Mahnwache für tote Demonstrantin / Grüne Kritik an Polizei und Autonomen
Ottilie Hoffmann wurde es Dienstag nachmittag ganz schwarz vor Augen. Da hatte eine Gruppe von Jugendlichen die Statue mit einem großen schwarzen Tuch überzogen. Kerzen flackerten, Rauchschwaden von einem kleinen Feuer zogen über den Platz vor dem Cafe Engel. Erinnerung an die in Göttingen nach einem Polizeieinsatz überfahrene Cornelia W.: Es bleibt beim Mahnen, Frieren und Diskutieren über den Bremer Polizeieinsatz am Samstag.
Dieser Einsatz hat inzwischen eine erste politische Bewertung erhalten. Der massive Einsatz der
Polizei im Ostertor sei ein „Mißbrauch des staatlichen Gewaltmonopols“ gewesen, meint der Grüne Martin Thomas. Die Polizei hatte nach Steinwürfen gegen Fensterscheiben und Autos insgesamt 23 vorwiegend Jugendliche festgenommen, darunter mutmaßlich etliche, die mit der Randale überhaupt nichts zu tun hatten. Thomas appeliert an die Polizei nicht gemäß dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ auf Provokationen zu reagieren.
Gleichzeitig kritisiert Thomas den Überfall einiger, mutmaßlicher Autonomer auf einen Poli
zeiwagen in Walle. Ein Streifenwagen war dort in einen Hinterhalt gelockt, Beamte danach mit schweren Steinen beworfen worden. Thomas: „Die Vorfälle in Göttingen rechtfertigen in keiner Weise den hinterhältigen Angriff.“ Thomas‘ Wertung: Keine politische Aktion, sondern Ausdruck von Haß und tiefsitzenden Feindbildern.
hbk
Einige Eltern der verhafteten Kinder überlegen, ob sie strafrechtlich gegen die Polizei vorgehen wollen. Die taz vermittelt den Kontakt. Tel. 71090. Heute ab 17.00 Uhr erneut Mahnwache vor dem 'Engel‘.
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