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Aus den Niederungen der Hochschule

■ Von Quoten und Quotierten

„Frauenförderung“ ist seit dem Streik im vergangenen Wintersemester nicht mehr verpönt. Man gibt sich moderat auch am Otto-Suhr-Institut. Der Streik hat dort zwar vier Stellen im Mittelbau für Frauenforschung gebracht, aber die Situation der Frauen hat sich bisher kaum verbessert. Zwölf Prozent aller Diplomarbeiten befassen sich z.B. mit Frauenthemen, aber nur zwei Prozent der Professoren arbeiten an diesem Schwerpunkt. Die Folge: In einigen Frauenseminaren ist ein sinnvolles Arbeiten aufgrund hoher Teilnehmerinnenzahlen nicht möglich, und vor den Sprechzimmern der Professorinnen stehen sich die Studentinnen die Füße in den Bauch. Die regelmäßigen Eingaben der Studentinnen, die neuen Stellen des Überlastprogramms zu quotieren, wurden von den entscheidenden Gremien abgelehnt. Als Trostpflaster wurde jedoch eine viertelparitätische Kommission zur Erarbeitung eines Frauenförderplans eingesetzt. In ihr arbeiten offiziell acht, real aber etwa 15 Frauen aller Statusgruppen und ein Alibimannn, der trotz des Protestes der Frauen in die Kommission berufen wurde. Frauen können nicht „alleine“ entscheiden, wenn die Beschlüsse auch Männer beträfen, argumentierte der Fachbereichsrat. Problematisch ist auch, daß sich die Diskussionen in der Kommission häufig nur auf verschiedene Quotierungsmodelle begrenzen und Vorschläge zur strukturellen Veränderung der Männerdomäne Universität unter den Tisch fallen. Die nichtwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen treten dafür ein, daß endlich die Hierarchien und die rechtlichen und finanziellen Diskriminierungen aufgehoben werden. Noch vor Weihnachten soll der Frauenförderplan fertig sein und dem Fachbereichsrat zur Beschlußfassung vorgelegt werden. Ob er allerdings Durchsetzungschancen hat, ist unklar: Ein vorläufiger Quotierungsplan für die Stellen des Überlastprogramms wurde beispielsweise abgelehnt. Und so sind die zwei neuen Professorenstellen inzwischen mit Männern besetzt.

Eva Wußing

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