: „Weg vom Status der Heilhilfspersonen“
■ „Berliner Psychologen Akademie“ fordert eigene Berufskammer / Therapeutengesetz in ein, zwei Jahren
Die Verabschiedung eines „Psychotherapeutengesetzes“ steht ganz oben auf der Wunschliste der im Berufsverband deutscher Psychologen zusammengeschlossenen Vertretern der „seelischen Zunft“. Und dies nicht erst seit Freitagabend, als sich im Excelsior-Hotel die neugegründete „Berliner Psychologen Akademie“ erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.
„Die Chancen für ein solches Gesetz waren noch nie so gut wie zur Zeit“, so Dr. Hans Nadolny, erster Vorsitzender der Landesgruppe Bremen, gleichzeitig einräumend, daß bis zur endgültigen Verwirklichung noch „ein, zwei Jährchen ins Land gehen“ werden. Dann erläuterte er den versammelten Psychologen den neu konzipierten Weg zum Erwerb eines Zertifikats im Bereich „Klinische Psychologie/Psychotherapie“. Diese Ausführungen zeigen deutlich, daß in der Tat erst ein solches Gesetz die Aufsplitterung der alten „Deutschen Psychologen Akademie“ in regionale Einheiten sinnvoll erscheinen ließe. Die Konsequenzen sind allerdings, was Klienten und noch in der Ausbildung befindliche künftige Psychologen angeht, völlig unterschiedlich.
Erstere dürften sich über besser ausgebildete Therapeuten freuen, letztere müßten eine erheblich verlängerte Ausbildungszeit in Kauf nehmen. Obwohl die Finanzierung des zweiten Studienabschnittes - zwischen Diplom und dem neu geschaffenen Staatsexamen - noch ungeklärt ist, wird dieses Modell ein Fortschritt gegenüber der jetzigen Regelung sein, bei der die Lernenden ihre Ausbildung weitgehend aus der eigenen Tasche finanzieren. Die Frage der Finanzierung dieses Studienabschnittes sei „im Gesetz impliziert“, so Dr. Nadolny, der sich auch ABM-Maßnahmen für diesen Teil der Ausbildung vorstellen kann. Wichtig ist den tätigen Psychologen vor allem anderen, endlich weg vom Status der „Heilhilfspersonen“ zu kommen.
Die Einrichtung einer Psychologenkammer mit ähnlichen Befugnissen, wie sie Ärzte- und Apothekerkammer schon lange besitzen, würde Hand in Hand mit dem Therapeutengesetz gehen. Daß dies nicht zu einer Kostenexplosion und zum Ruin der gesetzlichen Krankenkassen führen werde, sondern durch die rechtzeitige psychotherapeutische Behandlung sogar einen kostendämpfenden Langzeiteffekt hat, wurden die Psychologen nicht müde zu betonen.
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Da es in der Frage, welcher Weg oder welche Wege zum Erwerb des Zertifikats führen sollen, noch Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen Berufsvertretungen der Psychologen gibt, empfehlen wir allen an diesem Thema Interessierten die Lektüre der nächsten Ausgabe von „Neuer Report Psychologie“.
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