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Eisrevue von hinten

■ „Achtung Klappe“ bei „Holiday on Ice“ / Junge JournalistInnen, die Show beobachtend

Diese JournalistInnen. Ständig sind sie in Bewegung, schauen hier, hören dort, setzen sich kurz, stehen wieder auf, hier ein Interview, dort ein Hintergrundge

spräch: die Jagd nach der Story hört nie auf. Und am besten ist, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten.

Die KollegInnen, die da hinter den Kulissen von „Holiday on Ice“ recherchieren, sind noch jung. 11 bis 13 Jahre alt, und sie sind dabei, für die RB-Sendung „Achtung Klappe“ ein Feature über die Eisrevue zu drehen. Seit Tagen sind sie schon bei der Arbeit, haben sich den Montag schulfrei genommen, um den Aufbau der Show von Anfang an beobachten und dokumentieren zu können, sind die anderen Tage nach der Schule zur Stadthalle gekommen, haben Interviews geführt, Vorgespräche, haben sich die Behausungen der Schimpansen angesehen und die Sammel-Garderobe der Chorus-Girls, die Proben und die Premiere. Mit ihrem Kamera-Team haben sie jede Menge farbenprächtiger und auch weniger spektakulärer Bilder eingefangen, die später zu einem halbstündigen Beitrag zusammengestellt werden sollen.

Und auch wenn die Show insgesamt mit einem ungebrochenen „toll“ bewertet wird, findet sich doch einiges, was hinter den Kulissen des Unterhaltungsbetriebs weniger glänzt als davor. Da sind

die putzigen Schimpansen, die in einem menschenaffenunwürdigen Blechkasten untergebracht sind, der vor der Halle in der Kälte steht. Natürlich sind die nicht so gut gelaunt und menschenfreundlich, wie wir uns das erhoffen. Nur der eine, kleine, aber der wird bestimmt auch einmal groß und bissig.

Oder überhaupt die ewige Kälte im Backstage-Bereich, zwi

schen dem, von den TänzerInnen selbst organisierten, improvisierten Junk-Food-Depot, der Schlittschuh -Schleifmaschine und dem Schwarzen Brett mit den Strafandrohungen für Verspätungen aller Art, für vergessenes Lächeln auf der Bühne, mangelhaftes Auf-oder Abschminken, für ungeputzte Schlittschuhe und für Rauchen in der Garderobe. Dort, wo die notorisch dünnbekleideten

TänzerInnen sich aufhalten, wenn sie gerade mal eine freie Minute haben - da trifft der Blick doch auf ziemlich blätternden Lack. Aber noch beobachten die KollegInnen, daß die TänzerInnen untereinander gut gelaunt sind, daß wohl wenigstens das Betriebsklima stimme, wenn schon nicht das äußere. Wenn das so ist, dann ist das ja was.

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